Per Reisehinweis rufen die USA ihre Bürger in Europa zu besonderer Vorsicht an öffentlichen Plätzen auf. Die Briten sprechen von einer "hohen Bedrohung" in Deutschland und Frankreich.
Großbritannien und die USA warnen am Sonntag vor neuen Terrorangriffen in Europa: Nach den jüngsten Drohungen von Al-Qaida raten die USA ihren Bürgern in Europa zu besonderer Vorsicht. Das britische Außenministerium sprach von einer "hohen Bedrohung" in Deutschland und Frankreich. Die Gefahr von Anschlägen in Großbritannien gelte weiterhin als "ernst", sagte Innenministerin Theresa May am Sonntag. In Deutschland und Österreich sieht man keine konkreten Hinweise auf Angriffspläne.
Die USA haben noch keine Reisewarnung, sondern einen schwächeren Reisehinweis ausgesprochen. Dieser gilt bis zum 11. Jänner 2011. US-Bürger sollten an öffentlichen Orten wie Touristenzielen und Verkehrsknotenpunkten besonders vorsichtig sein, erklärte das Außenministerium in Washington. Eine Aufforderung, öffentliche Plätze zu meiden, gibt es nicht. In Europa halten sich Hunderttausende Amerikaner auf, darunter Touristen, Studenten und Geschäftsleute. Aus versicherungstechnischen Gründen schicken viele amerikanische Universitäten keine Austauschstudenten in Länder, für die eine Reisewarnung gilt.
In einer Erklärung des US-Außenministeriums heißt es, aktuelle Informationen ließen den Schluss zu, dass Al-Qaida und verbündete Gruppen weiterhin Anschläge planten. Öffentliche Verkehrsmittel und touristische Infrastruktureinrichtungen könnten Ziel von Angriffen werden. Tschechien hat daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen am Prager Flughafen Ruzyne verschärft. "Wir nehmen die Informationen nicht auf die leichte Schulter", sagte der tschechische Innenminister Michal Moroz.
Keine konkreten Hinweise in Ö und D
Für die österreichischen Sicherheitsbehörden stellt sich die Bedrohungslage unverändert dar wie in den vergangenen Wochen und Monaten. Das erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Rudolf Gollia, am Sonntag. Seit den Anschlägen von 11. September 2001 gebe es "immer eine latente Bedrohung".
Der Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Peter Gridling hatte am Donnerstag festgestellt, dass es im Zusammenhang mit verhinderten Terroranschlägen auf Ziele in Europa auch in Österreich seit dem Sommer Hinweise auf eine Terrorbedrohung gibt. Im zentralasiatischen Raum werde nicht zwischen Österreich und Deutschland unterschieden und die Region als deutschsprachiger Raum aufgefasst. Von Hotels oder touristischen Einrichtungen als geplante Ziele "ist uns nicht bekannt", betonte Gridling.
Auch in Deutschland gibt es nach Aussage des Bundesinnenministeriums weiterhin keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge. Derzeit gebe es keinen Anlass für eine Veränderung der Gefährdungsbewertung, teilte ein Ministeriumssprecher am Sonntag in Berlin mit. Der Reisehinweis des US-Außenministeriums für ganz Europa sei "vor dem Hintergrund der bereits in der vergangenen Woche in den Medien bekanntgewordenen Gefährdungshinweise zu betrachten
Angriffe in Europa verhindert?
Am Mittwoch war bekannt geworden, das westliche Geheimdienste offenbar eine Reihe von Anschlägen auf Großstädte in Europa verhindert haben. Beginnen sollten die Angriffe demnach in Großbritannien, weitere Anschläge waren dann in Frankreich und Deutschland geplant. Im Mittelpunkt des Plans standen nach Angaben eines pakistanischen Geheimdienstmitarbeiters vom Donnerstag acht Deutsche und zwei britische Brüder. Einer der Briten sei kürzlich bei einem Raketenangriff in Pakistan getötet worden.
Unterdessen ist in Süditalien ein europaweit gesuchter Terrorverdächtiger festgenommen worden. Der Mann wurde am Samstag in Neapel aufgegriffen, wie die Nachrichtenagentur ANSA am Sonntag berichtete. Sicherheitskräfte hätten bei dem Einsatz Material zum Bombenbau beschlagnahmt. Der Verdächtige algerischer Abstammung wird laut ANSA in Frankreich wegen Terrorverdachts gesucht und soll ausgeliefert werden. Ob ein Zusammenhang mit Al-Qaida besteht, ist noch nicht klar.
(Ag.)