Alarm in Athen: Paketbomben-Serie geht weiter

Alarm Athen PaketbombenSerie geht
Alarm Athen PaketbombenSerie gehtBombenalarm am Donnerstag in Athen (c) EPA (Simela Pantzartzi)
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Am Donnerstag fing die griechische Polizei eine Bombe an die französische Botschaft ab und entschärfte sie. Indes wurde bekannt, dass die Bombe aus dem Jemen erst kurz vor Detonation entschärft wurde.

Die Paketbombenserie in Europa reißt nicht ab. In Athen ist am Donnerstag bereits die vierzehnte Paketbombe abgefangen worden. Sie war an die französische Botschaft adressiert und wurde von dieser als verdächtig zurückgewiesen, teilte die griechische Polizei am Donnerstag mit. Das Päckchen sei daraufhin im Büro eines Kurierdienstes im Süden der griechischen Hauptstadt kontrolliert zur Explosion gebracht worden. Experten überprüften zudem drei weitere verdächtige Pakete bei einem anderen Paketdienst.

Die Zahl der seit Montag in Athen, Berlin und Bologna entdeckten Paketbomben beläuft sich bisher auf 14. Die Sprengsätze, die in ausgehöhlten Büchern untergebracht waren, waren an ausländische Botschaften in Athen sowie mehrere europäische Staatsführer adressiert, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Der nun abgefangene Sprengsatz befand sich der Polizei zufolge in einem Band des griechischen Satirikers Georges Souris. Als Absender war der orthodoxe Erzbischof angegeben.

Verdächtige in U-Haft

Die beiden Tatverdächtigen, die am Montag im Zentrum von Athen festgenommen worden waren, kamen unterdessen in Untersuchungshaft. Vor dem Untersuchungsrichter und dem Staatsanwalt gaben sie an, sie würden das Verfahren nicht anerkennen. Die Männer im Alter von 22 und 24 Jahren hatten bei ihrer Festnahme zwei Paketbomben bei sich gehabt, die an die belgische Botschaft in Athen und an Sarkozy adressiert waren.

Die Fahndung nach weiteren Drahtziehern der Briefbombenserie, mutmaßlichen Mitgliedern der anarchistischen Gruppierung "Verschwörung der Zellen des Feuers", läuft weiterhin auf Hochtouren. Wie der griechische Rundfunk unter Berufung auf die Polizei berichtete, wurden in den vergangenen zwei Tagen mehrere Wohnungen durchsucht - allerdings ohne Ergebnis. Polizisten gingen mit den Fotos von fünf Verdächtigen in bestimmten Stadtteilen von Athen von Tür zu Tür und befragten die Einwohner.

Außenminister Dimitris Droutsas wies eine Verbindung zum internationalen Terrorismus zurück. Möglicherweise soll durch die Anschläge eine regierungsfeindliche Stimmung vor den Kommunalwahlen am Sonntag aufgebaut werden, sagte er. Regierungschef Giorgos Papandreou hat dabei von der Bevölkerung einen Vertrauensbeweis für sein strenges Sparprogramm gefordert.

Jemen-Bombe kurz vor Explosion entschärft

Unterdessen wurde bekannt, dass eine der beiden vergangene Woche aus dem Jemen verschickten Paketbomben erst kurz vor der geplanten Detonation entschärft werden konnte. Es habe sich um ein Zeitfenster von lediglich 17 Minuten gehandelt, sagte Innenminister Brice Hortefeux am Donnerstag in einem Interview des Fernsehsenders France-2. Die Sprengsätze waren nach US-Angaben mit Mobiltelefonen verbunden und sollten offenbar über die Weck- oder Timerfunktion gezündet werden. Hortefeux gab weiter bekannt, dass am Mittwoch in einem Pariser Vorort zwei Terrorverdächtige festgenommen wurden.

Paketbombenalarm gab es am Mittwochabend auch auf dem schottischen Flughafen Glasgow. Der Flughafen wurde teilweise geräumt, doch stellte sich das verdächtige Paket als ungefährlich heraus, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Im Juni 2007 hatten zwei Männer vergeblich versucht, einen mit Sprengstoff beladenen Wagen in ein Abflugterminal des Glasgower Flughafens zu steuern.

Debatte um schärfere Kontrollen
Die Bombenserie heizte auch die Debatte über verschärfte Kontrollen bei Frachtflügen an. US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano beriet am Mittwoch mit Spitzenvertretern internationaler Logistikfirmen über eine bessere Überprüfung von Paketen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte die Schaffung einer europäischen Luftsicherheitsbehörde, um einheitliche Standards bei der Frachtkontrolle zu etablieren. Die EU-Experten sollten dann vor allem in Ländern außerhalb Europas regelmäßig und unangemeldet kontrollieren und Landeverbote vorschlagen können, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag. Dagegen warnte der Verband der hundert in Deutschland tätigen Airlines (Barig) vor "Schnellschüssen". Die EU-Kommission hat für Freitag ein Treffen von Luftsicherheitsexperten der 27 Mitgliedsstaaten in Brüssel anberaumt.

Zweifel an der Effektivität der Kontrollen gibt es auch innerhalb Europas. So berichtete "Spiegel Online", dass die Zündtechnik im Paket für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel leicht zu erkennen gewesen wäre. Die für die Abfertigung in Athen zuständige Sicherheitsfirma betonte jedoch, dass alle notwendigen Kontrollen vorgenommen worden seien, man aber nichts entdeckt habe.

(Ag.)

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