Kein Überleben ohne China

(c) EPA (Paul Hilton)
  • Drucken

Mächtiger Nachbar: Ohne die ökonomische Hilfe des "großen Bruders" in Peking wäre das nordkoreanische Regime in Pjöngjang bereits am Ende. Nur China hätte die Macht, Nordkorea in seine Schranken zu weisen.

Peking/Wien. Ein einziger Staat hätte tatsächlich die Macht, das nordkoreanische Regime in seine Schranken zu weisen: China. Denn das Reich der Mitte ist weit mehr als der mächtige „Bruder“ der isolierten ostasiatischen Diktatur. Ohne die Verbindungen zum großen Nachbarn könnte das Regime in Pjöngjang nicht überleben.

China ist nicht nur Nordkoreas Haupthandelspartner, aus China kommt auch das Gros an humanitärer Hilfe. Wirtschaftlich hängt das stalinistische Regime vom Reich der Mitte ab – umso mehr, seit Südkorea 2008 den Geldfluss in den Norden von Fortschritten im Atomdialog abhängig gemacht und somit seine Hilfen maßgeblich reduziert hat. Ökonomisch befindet sich Nordkorea offenbar am Boden: Berichte über Naturkatastrophen, Ernteausfälle und Hungersnöte häuften sich in den letzten Jahren.

Nach außen hin gibt sich China zwar gern als objektiver, diplomatischer Vermittler im internationalen Dauerstreit um das nordkoreanische Atomprogramm. Und tatsächlich hat Peking mehrmals Nordkoreas Atomtests verurteilt und UN-Resolutionen zu verschärften Sanktionen unterstützt. Doch mehr als einmal hat das Reich der Mitte auch als geheime Schutzmacht Nordkoreas agiert: zuletzt nach dem mutmaßlichen nordkoreanischen Angriff auf ein südkoreanisches Schiff im Sommer, bei dem 46 südkoreanische Matrosen starben. China hat sich stets geweigert, Pjöngjang dafür die Schuld zu geben.

Strategische Interessen

Die beiden Staaten verbindet die Geschichte: China hat im Korea-Krieg die kommunistischen Einheiten unterstützt und war am Wiederaufbau des neu gegründeten KP-Staates nach Kriegsende 1953 beteiligt. 1961 unterzeichneten beide Länder einen Vertrag, in dem sie einander Unterstützung bei einem eventuellen Angriff zusicherten. Chinas Interesse am armen Nachbarn ist aber weniger ideologisch als strategisch motiviert: Peking sieht Nordkorea als wichtigen Pufferstaat gegen einen zu großen regionalen Einfluss der USA.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Chinas President Hu Jintao delivers a speech in Beijings President Hu Jintao delivers a speech in Beijing
Außenpolitik

"Angst vor dem Krieg hat noch nie geholfen"

Die Entspannungspolitik ist "gescheitert": Südkoreas Präsident droht Nordkorea mit unerbittlicher Vergeltung, das Regime in Pjöngjang erneut mit einem "heiligen Atomkrieg".
The sun rises as South Korean navy ships patrol off Yeonpyeong island
Außenpolitik

Nordkorea warnt vor "nuklearem Holocaust"

Nordkorea warnt vor einem Krieg, sendet aber Signale zur Entspannung an Südkorea aus: "Die Gefahr eines Krieges sollte beseitigt werden".
Nordkorea erhöht Stärke der Spezialeinheiten
Außenpolitik

Nordkorea erhöht Stärke der Spezialeinheiten

Einer südkoreanischen Studie zufolge hat Nordkorea seine Spezialeinheiten in den vergangenen zwei Jahren um 20.000 Mann aufgestockt. In der Analyse wird Nordkorea als "Feind" bezeichnet.
South Korean marines make their way after helping with restoration works at a village destroyed by No
Außenpolitik

Nordkorea droht mit Einsatz von Atomwaffen

Seoul startet ein großes Militärmanöver, Pjöngjang antwortet mit Kriegsrhetorik: Man sei bereit, einen "Heiligen Krieg" zu führen.
In this Tuesday, Dec. 21, 2010 image made available Wednesday, Dec. 22, 2010, South Korean Army soldi
Außenpolitik

Südkorea plant nahe der Grenze größte Schießübung

Die Regierung in Seoul will mit dem Manöver militärische Stärke demonstrieren. Nordkorea soll Anfang der Woche Raketen in Stellung gebracht haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.