Japan und Südkorea wollen nach dem Überfall Nordkoreas eng kooperieren. Die USA betonen: "Wir stehen Schulter an Schulter mit Südkorea".
Japan und Südkorea wollen nach dem Artillerieüberfall Nordkoreas eng kooperieren. Das vereinbarten der japanische Regierungschef Naoto Kan und der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak am Mittwoch in einem Telefongespräch, wie japanische Nachrichtenagenturen meldeten.
Das japanische Kabinett hatte zuvor einen Sonderstab unter Vorsitz von Kan gebildet. Dabei habe Kan den Angriff Nordkoreas auf den Süden als "intolerablen Akt der Barbarei" bezeichnet. Japan werde seine Beziehungen zu Südkorea und zur Schutzmacht USA stärken und sich für Frieden und Stabilität in Ostasien einsetzen.
"Starker Einfluss Chinas auf Nordkorea nötig"
Zugleich seien mehr Bemühungen Chinas als Nordkoreas Verbündetem notwendig, um Pjöngjang Einhalt zu gebieten.
"Es ist nötig, China, das einen starken Einfluss auf Nordkorea hat, um Zusammenarbeit zu bitten, um den Norden von solchem Handeln abzuhalten", sagte Kan. Japans Minister für Wirtschaft und Fiskalpolitik, Banri Kaieda, schloss laut Medienberichten weitere Sanktionen seines Landes gegen Nordkorea nicht aus. Unterdessen verließ der atombetriebene US-Flugzeugträger "George Washington" seinen japanischen Heimathafen Yokosuka nahe Tokio, um an einer schon länger geplanten Übung mit Japans Selbstverteidigungsstreitkräften vor der südlichen japanischen Inselprovinz Okinawa teilzunehmen.
USA: "Wir stehen Schulter an Schulter mit Südkorea"
Nach den Granaten auf Südkorea hagelt es Warnungen an Nordkorea: Vor allem die USA zeigten sich am Dienstag empört über den Artillerieüberfall Nordkoreas auf die südkoreanische Insel Yonpyong vor der Westküste der Halbinsel. US-Präsident Barack Obama bekräftigte die Bündnis-Partnerschaft mit Seoul, äußerte sich "empört" über den Angriff und rief die asiatischen Staaten zur Geschlossenheit gegenüber Nordkorea auf. "Wir stehen Schulter an Schulter mit Südkorea", erhielt Seoul vollen Rückhalt aus dem Weißen Haus.
Trotz aller Kriegsdrohungen aus Seoul und Pjöngjang kündigte Washington indes eine "maßvolle und gemeinsame" Antwort an, bei der China und die anderen Länder der Sechs-Parteien-Gespräche eingebunden sein sollen.
"Nordkoreas Verhalten war kriegerisch"
Durch die Zusammenarbeit mit den Partnerstaaten "wählen wir eine überlegten, langsamen Weg, um auf diese jüngste Provokation zu reagieren", sagte US-Außenamtssprecher Mark Toner in Washington. "Nordkoreas Verhalten war sehr, sehr schlecht; provokativ und kriegerisch."
An den Sechser-Gesprächen sind die USA, Nordkorea, China, Südkorea, Japan und Russland beteiligt. Das Nachbarland China äußerte sich "besorgt" über den Granatenbeschuss, Japan verurteilte das Vorgehen. Russland rief beide Seiten zur Besonnenheit auf.
Einer der schwersten Zwischenfälle seit Koreakrieg
Bei einem der schwersten Zwischenfälle seit dem Koreakrieg (1950- 1953) wurden am Dienstag zwei südkoreanische Marinesoldaten durch Granatenbeschuss aus Nordkorea getötet; zahlreiche Menschen wurden verletzt, darunter auch Zivilisten. Die südkoreanischen Streitkräfte wurden daraufhin in die höchste Alarmbereitschaft seit dem Krieg versetzt.
Nach südkoreanischen Angaben feuerte Nordkorea mehr als 100 Granaten über dem Gelben Meer in Richtung Südkorea ab, rund 50 davon seien auf der Insel Yonpyong eingeschlagen. Das südkoreanische Militär habe das Feuer sofort erwidert und nordkoreanische Artilleriestellungen unter Beschuss genommen. Kampfjets nahmen Kurs auf die Insel nahe der umstrittenen Seegrenze zwischen beiden koreanischen Staaten. Ein Grund für den nordkoreanischen Feuerüberfall war nicht ersichtlich.
Nordkorea droht weiterhin
Südkorea warf dem kommunistischen Nachbarland eine "klare militärische Provokation" vor und warnte vor schweren militärischen Gegenschlägen für den Fall weiterer Angriffe. "Nordkorea muss die volle Verantwortung für den Angriff übernehmen", hieß es in der Erklärung des Präsidialamts in Seoul. Pjöngjang drohte seinerseits mit weiteren Militärschlägen gegen das Nachbarland.
"Sollte die südkoreanische Marionettentruppe es wagen, auch nur 0,0001 Millimeter in Nordkoreas Hoheitsgewässer vorzudringen, wird die revolutionäre Streitmacht nicht zögern, weiter gnadenlose militärische Gegenmaßnahmen zu ergreifen", hieß es in einer von den staatlichen nordkoreanischen Medien veröffentlichten Erklärung des Truppenkommandos. Mit "Marionettentruppe" beschimpft Nordkorea üblicherweise die Regierung in Seoul.
Nicht der erste Zwischenfall
In der Vergangenheit ist es an der umstrittenen Seegrenze wiederholt zu militärischen Zwischenfällen gekommen. Beide koreanische Staaten befinden sich völkerrechtlich noch im Kriegszustand, da bisher kein Friedensvertrag geschlossen wurde.
(Ag.)