Erdogan will US-Diplomaten vor Gericht stellen

Recep Tayyip Erdogan
Recep Tayyip Erdogan(c) REUTERS (Mohamed Azakir)
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Der türkische Regierungschef Erdogan ist wegen der Wikileaks-Berichte über ihn und sein Land erbost. Eine Entschuldigung der US-Regierung reiche nicht aus.

Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan fordert nach den Wikileaks-Enthüllungen über ihn und sein Land Konsequenzen. Eine Entschuldigung der US-Regierung für die veröffentlichten kritischen Analysen zur Türkei reicht ihm nicht mehr aus. Das berichteten türkische Medien am Donnerstag.

Erdogan fordert demnach eine Strafverfolgung von US-Diplomaten, die in ihren Berichten über angebliche Konten des Politikers in der Schweiz geschrieben hatten. Erdogan berate darüber mit dem türkischen Justizministerium, hieß es in den Medienberichten. Die Aussichten auf eine Anklage seien aber gering.

"Berichte voller Lügen"

Erdogan hatte am Mittwoch erklärt, die Berichte der US-Botschaft in Ankara über ihn und die Politik seiner Regierung seien voller Lügen und Fehlinterpretationen. Er bestritt insbesondere, Geld auf Konten in der Schweiz zu haben.

Die Autoren der diplomatischen Berichte zeichnen ein Bild der Türkei, in dem islamistische Berater und Wirtschaftsleute zunehmenden Einfluss bekommen. Erdogan selbst informiere sich nur aus einer islamistisch geprägten Presse, schrieb die US-Botschaft. Er verlasse sich auf "Charisma, Instinkt und die gefilterten Informationen von Beratern, die Verschwörungstheorien aus dem Netz ziehen oder sich neo-osmanischen, islamistischen Fantasien hingeben".

In einem der veröffentlichten Diplomaten-Dokumente geht es auch um die Beziehungen zwischen der Türkei und Österreich. Demnach beschwerte sich der türkische Staatssekretär Feridun Sinirlioglu, dass Österreich gemeinsam mit Frankreich und Zypern den türkischen EU-Beitritt "aus politischen Motiven" behindere.

Ein weiterer Bericht betrifft ein geheimes Schreiben vom Februar dieses Jahres. Darin geht es um Bemühungen türkischer Firmen, Waffengeschäfte mit dem benachbarten Iran ungeachtet des Atomstreits abzuschließen. Die Türkei bestritt dies.

Wikileaks

Wikileaks wurde 2007 von dem Australier Julian Assange gegründet. Die Plattform publiziert geheime Dokumente, die von anonymen Quellen zugespielt werden. Breiter bekannt wurde sie mit der Veröffentlichung von geheimen Dokumenten zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak.

Derzeit sorgt die Veröffentlichung von 250.000 teils geheimen Dokumenten der US-Diplomatie für Aufregung.

(Ag./Red.)

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