Umfrage: Deutsche haben negative Einstellung zum Islam

Umfrage Deutsche haben negative
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Gemäß einer repräsentativen Studie haben die Deutschen kein gutes Gefühl beim Thema Islam, Moschee-Bauten werden ebenfalls mehrheitlich abgelehnt. Der Deutsche Kulturrat über diese Entwicklung.

Die Deutschen haben einer repräsentativen Studie zufolge eine negativere Haltung zum Islam als andere Europäer. 58 Prozent der Westdeutschen und 62 Prozent der Ostdeutschen haben nach der am Donnerstag in Berlin vorgestellten Studie eine negative Haltung gegenüber Muslimen, nur 34 Prozent denken positiv über den Islam. In anderen europäischen Ländern ist die Einstellung gegenüber Muslimen und anderen religiösen Gruppen mehrheitlich positiv.

Für die Studie des Exzellenz-Clusters Religion und Politik der Universität Münster wurden Menschen in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und Portugal befragt. Den Ergebnissen zufolge hat die Mehrheit der Deutschen gegenüber Hinduisten, Buddhisten und Juden eine positive Haltung, wobei knapp dreißig Prozent erklärten, Juden gegenüber negativ eingestellt zu sein.

Nur 49 Prozent der Westdeutschen und 53 Prozent der Ostdeutschen sind der Umfrage zufolge der Auffassung, alle religiösen Gruppen sollten die gleichen Rechte haben. 42 Prozent sind der Meinung, die Ausübung des islamischen Glaubens müsse stark eingeschränkt werden. Weniger als dreißig Prozent im Westen und nur jeder fünfte Befragte im Osten sind für den Bau von Moscheen. In den anderen Ländern ist die Mehrheit der Befragten dafür.

Gegensätzliche Haltungen

Gleichzeitig erklärten vier von fünf Befragten in Deutschland, alle Religionen verdienten Respekt. Genauso viele stimmten der Aussage zu "Wenn Ausländer sich an unsere Gesetze halten, kommt es auf ihre Religion nicht an". "Die Haltungen sind geprägt von Ambivalenz", sagte der Leiter der Studie, Detlef Pollack. "Man möchte fair sein, Respekt haben, andere Überzeugungen achten, aber kann es nicht."

Einen Grund für die unterschiedliche Wahrnehmung in Deutschland und den anderen untersuchten Ländern sehen die Forscher in der Kontakthäufigkeit. Demnach gaben nur vierzig Prozent der Westdeutschen und sogar nur sechzehn Prozent der Ostdeutschen an, zumindest einige Kontakte zu Muslimen zu haben. In Frankreich, dem Land mit dem positivsten Islambild, gaben dies 66 Prozent an. Drei von vier Deutschen sagten aber, sie hätten Begegnungen mit Muslimen als angenehm empfunden. "Das Problem ist eben nur, dass die Kontakte in Deutschland viel seltener sind als in den anderen Ländern", sagte Pollack.

Einen weiteren Grund für die intolerante Haltung der Deutschen sehen die Forscher darin, dass hierzulande noch keine ehrliche und intensive öffentliche Debatte über Islam und Integration stattgefunden habe. In den Nachbarländern hätten starke Konflikte wie der Karikaturenstreit in Dänemark oder die Ermordung des niederländischen Islamkritikers Theo van Gogh zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema geführt.

"Es muss uns alle besorgt machen"

Der Deutsche Kulturrat äußerte Sorge angesichts der Ergebnisse. "Es muss uns alle besorgt machen, dass wir in Deutschland besonders intolerant dem Islam gegenüber eingestellt sind", erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Das Fremde mache immer Angst, deshalb sei das Wissen über das "Fremde in unserer Nähe" so wichtig. Dieses Wissen sei in Deutschland offensichtlich schwächer ausgeprägt als in anderen Ländern.

Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid befragte im Sommer, noch vor der vom damaligen Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin ausgelösten Integrationsdebatte, in jedem der fünf ausgewählten Länder tausend Menschen. Ost- und Westdeutschland sind in der Studie getrennt betrachtet worden, da in Ostdeutschland deutlich weniger Muslime leben als im Westen.

(APA/AFP)

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