Vor Referendum wächst Angst vor Krieg im Sudan

(c) REUTERS (MOHAMED NURELDIN ABDALLAH)
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International bemühmt man sich für ein friedliches Votum über die Unabhängigkeit des Südsudans vom Norden des Landes. Österreichs Außenminister Michael Spindelegger reist zu einem zweitägigen Besuch in das Land.

Wien. Je näher die Abstimmung rückt, desto nervöser wird man in Washington und bei der UNO in New York. Am 9. Jänner findet ein Referendum über die Unabhängigkeit des Südsudan vom Norden des Landes statt. Und Beobachter sind sich einig: Sollte dabei etwas schiefgehen, droht ein neuer Krieg in Afrikas größtem Staat – ein Krieg, der erneut hunderttausende Menschenleben fordern könnte.

Deshalb werden international die Bemühungen verstärkt, das Referendum so gut wie möglich über die Bühne zu bringen. Am Montag reiste auch Österreichs Außenminister Michael Spindelegger zu einem zweitägigen Besuch in den Sudan. Heute, Dienstag, trifft er in der Hauptstadt Khartoum mit Sudans Außenminister Ahmed Ali Karti zusammen. Am Mittwoch fliegt er mit einer Maschine der Vereinten Nationen weiter in Südsudans Hauptstadt Juba. Österreich will den Sudan vor allem in Rechtsfragen rund um das Referendum unterstützen.

Der Konflikt zwischen Khartoum und Juba ist nur einer von vielen im Sudan und hat eine lange Geschichte.
•Konflikt um Bodenschätze. Zwei Millionen Menschen kostete der jahrzehntelange Krieg zwischen dem Nord- und dem Südsudan das Leben. Er war schon bald nach der Unabhängigkeit des Landes 1956 ausgebrochen. Die Rebellen im Süden forderten mehr Eigenständigkeit für ihren Landesteil, in dem es große Ölvorkommen gibt. Mit Unterbrechungen tobte der Bürgerkrieg bis 2005. Dann wurde er durch ein Friedensabkommen beendet. In diesem Abkommen ist der Fahrplan bis zum Referendum festgeschrieben, das endgültig darüber entscheiden soll, ob der Süden beim Sudan verbleibt oder sich als eigener Staat abspaltet.

•Streit um Grenzverlauf. Eigentlich hätte bis zum Referendum der genaue Verlauf der Grenze zwischen dem Norden und einem möglichen neuen Staat im Süden festgelegt werden sollen. Doch das ist nach wie vor nicht geschehen. Daran könnte sich auch ein neuer Konflikt entzünden, fürchten Beobachter. Denn in der umstrittenen Region gibt es Erdölvorkommen. Zudem ist die künftige Staatsbürgerschaft der dort lebenden Nomaden nicht völlig geklärt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2010)

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