Assange: Schweden verhindert Freilassung auf Kaution

London: Wikileaks-Gründer Assange vor Anhörung
London: Wikileaks-Gründer Assange vor Anhörung Assange-Anhänger in Schweden (c) EPA (EPA/Facundo Arruzabalga)
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Ein britisches Gericht entschied, dass der Wikileaks-Gründer gegen Kaution und unter strengen Auflagen aus der Haft entlassen wird. Schweden legte jedoch Beschwerde ein.

Wikileaks-Gründer Julian Assange könnte noch diese Woche aus britischer Haft entlassen werden. Ein Londoner Richter legte am Dienstag eine Kaution von 200.000 Pfund (rund 238.000 Euro) und strenge Auflagen fest: Assange muss eine elektronische Fußfessel tragen, seinen Pass abgeben, darf sich nur in der englischen Grafschaft Suffolk aufhalten, muss sich täglich bei der Polizei melden und eine Ausgangssperre einhalten.

Die schwedischen Behörden haben jedoch Beschwerde gegen eine Freilassung von Assange eingelegt. Es bestehe weiterhin hohes Fluchtrisiko, sagte die von Schweden beauftragte Anwältin Gemma Lindfield.  Über den Antrag muss innerhalb von 48 Stunden entschieden werden. So lange muss Assange in Haft bleiben. "Dies wird immer mehr zu einem Schauprozess", reagierte Assanges Anwalt Mark Stephens auf die Beschwerde der schwedischen Justiz.

Der Wikileaks-Gründer will die Kaution mit Hilfe seiner Unterstützer aufbringen. Dazu zählen neben der US-Menschenrechtlerin Bianca Jagger auch der amerikanische Filmemacher Michael Moore, der australische Journalist John Pilger und der britische Regisseur Ken Loach.

Assanges Verteidiger, Geoffrey Robertson, sagte, es brauche Zeit, um die Kaution aufzubringen. "Leider werden weder Visa- noch Mastercard akzeptiert", fügte Stephens ironisch hinzu. Die beiden Kreditkartenfirmen waren ins Visier von Wikileaks-Sympathisanten geraten, nachdem sie offenbar auf Druck der US-Regierung ihre Geschäftsbeziehungen mit der Enthüllungsplattform eingestellt hatten.

Entscheidung über Auslieferung steht noch aus

Noch nicht entschieden wurde in der Anhörung am Dienstag über eine Auslieferung des Australiers an Schweden. Assange will sich dagegen mit allen juristischen Mitteln wehren.

Assange soll in Schweden wegen Vorwürfen der Vergewaltigung, Nötigung und des sexuellen Missbrauchs befragt werden. Die schwedischen Behörden hatten ihn per internationalem Haftbefehl gesucht. Vergangene Woche stellte sich Assange schließlich der britischen Polizei und saß seither in Haft.

Wikileaks hat zuletzt mit der Veröffentlichung teils geheimer Depeschen aus US-Botschaften Aufsehen erregt. Assange und seine Anwälte argumentieren, bei dem Haftbefehl aus Schweden handle es sich um eine aus den USA gesteuerte Aktion.

Zur Person

Julian Assange wurde 1971 in der nordaustralischen Stadt Townsville geboren. In seiner Jugendzeit erwarb er sich den Ruf eines genialen Computerhackers. 1995 gestand er nach einer Festnahme Hackerangriffe, konnte aber eine Haftstrafe umgehen, weil er versprach, nicht rückfällig zu werden. Später studierte er Mathematik und Physik.

2006 startete Assange die Internetplattform Wikileaks als Anlaufstelle für potenzielle Informanten. Wikileaks hat fünf feste Mitarbeiter und Hunderte freiwillige Helfer.

(Red.)

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