Sollten die südkoreanischen Streitkräfte wie angekündigt ihre Schießübungen an der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer durchführen, droht das nordkoreanische Regime mit einem Gegenschlag.
Nordkorea hat nach seinem Angriff auf eine bewohnte südkoreanische Insel im November mit noch "massiveren" Militärschlägen gedroht. Die nordkoreanische Volksarmee warnte am Freitag mit kriegerischen Tönen vor Schießübungen, die die südkoreanischen Streitkräfte in den kommenden Tagen auf der beschossenen Insel Yonpyong im Gelben Meer durchführen wollen. Bei dem Granatenbeschuss der Insel nahe der umstrittenen Seegrenze waren vier Südkoreaner - zwei südkoreanische Soldaten und zwei Zivilisten - ums Leben gekommen.
Sollte Südkorea trotz Warnungen die Übungen veranstalten, werde ein Selbstverteidigungsschlag folgen, hieß es in der von den staatlichen nordkoreanischen Medien veröffentlichten Erklärung. "Der wird hinsichtlich der Stärke und des Gebietes tödlicher sein als das, was am 23. November geschah." Damals hatte Nordkoreas Küstenartillerie die Insel unter Beschuss genommen, als das südkoreanische Militär Schießübungen in dem Spannungsgebiet vor der Westküste durchgeführt hatte.
In der Warnung, die Südkorea übermittelt wurde, rief Nordkorea das Nachbarland auf, die Artillerieübungen abzusagen. Die Gewässer rund um Yonpyong gehörten zu nordkoreanischem Gebiet, hieß es.
Nordkoreas "unvernünftige Argumente"
Das Verteidigungsministerium in Seoul kritisierte die Warnung. Die südkoreanische Streitkräfte würden jedoch nicht auf jede Drohung und "unvernünftige Argumente" Nordkoreas antworten. Seit dem Angriff hatte das kommunistische Nordkorea wiederholt vor neuen Manövern Südkoreas und der USA nahe der Seegrenze im Gelben Meer gewarnt.
Südkorea hatte am Donnerstag die Schießübungen angekündigt, die von Yonpyong erfolgen sollen. Das eintägige Training soll zwischen Samstag und dem kommenden Dienstag stattfinden. Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte bezeichnete das Training als Teil von Routineübungen. Ein Sprecher warnte, Südkorea werde im Fall von versuchten Provokationen durch den Norden "strikt reagieren".
Weitere Vermittlungsversuche
Die Schießübungen sollen von Vertretern der Waffenstillstandskommission des UN-Kommandos (UNC) in Südkorea beobachtet werden. Das von den USA angeführte UNC hat seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950 bis 1953) die Aufgabe, über die Einhaltung eines noch immer gültigen Waffenstillstandsabkommens auf der Halbinsel zu wachen.
Am Freitag traf der Gouverneur des US-Staates New Mexico, Bill Richardson, zu Vermittlungen in Nordkorea ein. Richardson, der das Land bereits regelmäßig als inoffizieller Gesandter besucht hat, kündigte an, eine große Atomanlage besichtigen und mit ranghohen Regierungsvertretern zusammenkommen zu wollen. Vor seiner viertägigen Reise sagte der Gouverneur, er erwarte eine Botschaft von Nordkorea.
Nordkorea droht wieder mit Atomkrieg
Für den Fall eines neuen Krieges mit Südkorea warnte Pjöngjang nun davor, dass dieser sich zu einem Atomkonflikt auf der koreanischen Halbinsel und darüber hinaus ausweiten könne. Auf der amtlichen nordkoreanischen Website Uriminzokkiri hieß es am Freitag in einem Kommentar: "Angesichts der kriegerischen und unverantwortlichen Haltung Südkoreas ist die Frage nicht, ob es auf der koreanischen Halbinsel Frieden oder Krieg geben wird, sondern wann der Krieg ausbrechen wird."
Das Organ der Kommunistischen Partei Nordkoreas, "Rodong Sinmun" bezeichnete die Halbinsel als gefährlichste Region der Welt und bekräftigte die Forderung nach einem Friedensvertrag mit den USA und den Abzug der 28.500 in Südkorea stationierten US-Soldaten.
Russland ruft Südkorea zu Manöver-Verzicht auf
Russland hat Südkorea zum Verzicht auf ein in Kürze geplantes Manöver im Gelben Meer aufgerufen. Eine weitere Eskalation der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel müsse unbedingt vermieden werden, erklärte das russische Außenministerium am Freitag in Moskau. Vizeaußenminister Alexej Borodawkin teilte den Botschaftern Südkoreas sowie der USA die "tiefe Besorgnis" Russlands mit. Aus einer ähnlichen Übung sei am 23. November das Artillerieduell zwischen Nord- und Südkorea entstanden, sagte Borodawkin.
Japan mit neuer Strategie
Japan will sich unterdessen stärker auf mögliche militärische Konflikte mit China und Nordkorea einstellen. Die Regierung in Tokio beschloss am Freitag die neuen Verteidigungsrichtlinien, in denen angesichts des Streits mit China um Gewässer und Inseln die Aufrüstung der Volksrepublik als beunruhigend eingestuft wird. Nordkorea bezeichnete das Strategiepapier als "Faktor für Instabilität".
China modernisiere sein Militär sehr schnell und dehne seine "Aktivitäten in Nachbargewässern" aus, kritisierte das japanische Strategiepapier. "Zusammen mit der fehlenden Transparenz bei Chinas Militär- und Sicherheitsangelegenheiten ist dieser Trend besorgniserregend für die Region und die internationale Gemeinschaft."
(Ag.)