Korea-Krise: Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates

South Korean marines in a truck patrol on Yeonpyeong Island
South Korean marines in a truck patrol on Yeonpyeong Island(c) REUTERS (Yonhap)
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Südkorea will ein Manöver in der umstrittenen Grenzregion abhalten. Nordkorea warnt, "gnadenlos" zurückzuschlagen. Nun befasst sich der UN-Sicherheitsrat in einer Sondersitzung mit der angespannten Lage.

Die Spannungen zwischen beiden koreanischen Staaten nehmen weiter zu. Wegen geplanter südkoreanischer Schießübungen nahe der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer drohte Nordkorea dem Nachbarn. Nordkoreas Militär werde "gnadenlos" zurückschlagen, sollte die Grenze zu seinen Hoheitsgewässern verletzt werden, warnte das Außenministerium in Pjöngjang am Samstag. Trotz der Warnungen will Südkorea an seinem Manöverplan festhalten. China und Russland wollten sich bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats noch am Sonntag um Entspannung bemühen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein chinesischer Kollege Yang Jiechi vereinbarten ein gemeinsames Vorgehen der beiden Vetomächte in der Korea-Frage. Das berichteten am Sonntag russische Medien. "Russland ist bereit, sich zusammen mit China um eine Milderung der Spannungen auf der (koreanischen) Halbinsel zu bemühen", wurde Lawrow zitiert.

China besorgt wegen "extrem unsicherer" Lage

Yang und Lawrow telefonierten wegen der Krise miteinander und riefen alle in den Konflikt verwickelten Parteien zur Mäßigung auf. Die Situation habe sich in letzter Zeit verschlechtert und könne dies noch weiter tun, sagte Yang der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge.

China hatte zuvor erneut seine Besorgnis wegen der Spannungen auf der Halbinsel bekundet. Die Lage sei "extrem unsicher, hoch kompliziert und sensibel", hieß es in einer Erklärung von Vizeminister Zhang Zhijun, aus der Xinhua zitierte.

Sicherheitsrat tagt

Der Sicherheitsrat wollte ab 11.00 Uhr (17.00 Uhr MEZ) zusammenkommen. Russland hatte die Sitzung für Samstag beantragt und zeigte sich verärgert über den späteren Termin. Die Entscheidung der amtierenden Ratsvorsitzenden des höchsten UN-Gremiums, US-Botschafterin Susan Rice, sei "bedauerlich" und ein Abweichen von der geltenden Praxis, sagte der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin.

Die Spannungen

Grund für die jüngste Eskalation im Korea-Konflikt sind Artillerieübungen, die die südkoreanischen Streitkräfte bis zum Dienstag auf der Insel Yonpyong durchführen wollen - nahe der umstrittenen Seegrenze. Bei dem nordkoreanischen Artillerieüberfall auf die Insel am 23. November waren vier Menschen getötet worden.

Die geplanten Übungen Südkoreas würden es unmöglich machen, "zu verhindern, dass die Situation auf der koreanischen Halbinsel explodiert und es zu einer nachfolgenden Katastrophe kommt", wurde das nordkoreanische Außenministerium von den staatlichen Medien zitiert. Das Militär halte keine leeren Reden.

Nordkoreas Außenminister kritisierte am Samstag zudem die USA dafür, etwa 20 Soldaten ihrer in Südkorea stationierten Truppen nach Yonpyong entsenden zu wollen, um die Schießübungen zu unterstützen. Die US-Soldaten würden als "menschliche Schutzschilde" dienen, hieß es.

Südkoreas Militär werde sich mit Blick auf die Schießübungen durch die nordkoreanischen Drohungen und die diplomatische Situation nicht beeinflussen lassen, zitierte die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Sprecher des Generalstabs.

Wann genau die eintägigen Militärübungen von Südkorea stattfinden, war am Wochenende aber noch unklar. Der Zeitpunkt hänge von den Wetterverhältnissen ab, hieß es.

Am Sonntag flog ein südkoreanischer Kampfjet über der Insel, Kriegsschiffe waren rund um Yonpyong auf Patrouille. Rückendeckung bekam Südkorea von seinem Verbündeten, den USA. Das geplante Manöver sei keine Bedrohung für Nordkorea und dürfe nicht zum Vorwand für "neue Provokationen" genommen werden, hatte das US-Außenministerium am Freitag erklärt.

Innenpolitische Unstimmigkeiten

Nach dem Angriff auf Yonpyong wurde die südkoreanische Führung wegen der angeblich zu zurückhaltenden und zu langsamen Reaktion kritisiert. Der Verteidigungsminister musste sein Amt räumen, und die Regierung unter Präsident Lee Myung Bak versprach, eine härtere Gangart gegenüber dem nördlichen Nachbarn einzuschlagen. In Südkorea stiegen am Samstag Ballons auf, die rund 200.000 Propagandaflugblätter und CDs mit Informationen über den Angriff auf Yeonpyeong nach Nordkorea tragen sollten.

Der Gouverneur des US-Staates New Mexico, Bill Richardson, sagte dem Sender CNN, die Gespräche in Pjöngjang seien "sehr hart", es gebe allerdings Fortschritte. Richardson ist nach offiziellen Angaben nicht im Auftrag der US-Regierung in Nordkorea, sondern im Rahmen eines privaten Besuchs.

Illegaler Fischfang: Chinesisches Fischerboot gekentert

Unterdessen ist bei einer Auseinandersetzung mit einem Schiff der südkoreanischen Küstenwache am Samstag ein chinesisches Fischerboot gekentert. Ein Fischer kam ums Leben, zwei weitere wurden vermisst. Ein Sprecher der Küstenwache sagte, das chinesische Boot habe das größere südkoreanische Schiff absichtlich gerammt, um etwa 50 weiteren chinesischen Booten die Rückkehr in heimische Gewässer zu ermöglichen. Die Küstenwache habe versucht, illegalen Fischfang der Chinesen zu unterbinden. Jahr für Jahr greift die südkoreanische Küstenwache nach eigenen Angaben über 300 chinesische Fischkutter auf, die illegal in südkoreanischen Gewässern fischen.

(APA/AFP)

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