Dänemark: Geheimdienst vereitelt Anschlag auf Zeitung

Daenemark Geheimdienst vereitelt Anschlag
Daenemark Geheimdienst vereitelt Anschlag(c) AP (Niels Hougaard)
  • Drucken

Islamisten wollten in das Gebäude der "Jyllands-Posten" eindringen und "so viele Menschen wie möglich töten". Die Zeitung hatte umstrittene Mohammed-Karikaturen veröffentlicht.

Neuer Terroralarm in Skandinavien nur wenige Wochen nach dem Stockholmer Selbstmordanschlag: Der dänische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben einen Anschlag auf die Zeitung "Jyllands-Posten" verhindert. Fünf Verdächtige wurden festgenommen. Die Zeitung hatte 2005 zwölf umstrittene Mohammed-Karikaturen veröffentlicht.

"Die Verdächtigen wollten in das Gebäude eindringen und so viele Menschen wie möglich töten", erklärte der Chef des Polizei-Geheimdienstes PET, Jacob Scharf, am Mittwoch. Der Anschlag habe in den nächsten Tagen durchgeführt werden sollen. Die Verdächtigen gehörten radikal-islamistischen Kreisen an.

Fünf Verdächtige festgenommen

In Kopenhagen nahm die Polizei einen 44-jährigen Tunesier, einen 29-jährigen Schweden mit libanesischer Herkunft sowie einen 30-jährigen Schweden zunächst noch unbekannter Herkunft fest. Sie waren erst in der Nacht zuvor mit einem Mietwagen aus Schweden über den Öresund nach Kopenhagen eingereist.

Als einziger mit dänischem Aufenthalt gehörte ein 26-jähriger irakischer Asylbewerber zu der Gruppe. Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau wurde zugleich in Stockholm ein 37-jähriger Schwede tunesischer Abstammung festgenommen. Seine Rolle und die Hintergründe für die Festnahme blieben zunächst unklar.

"Verbindungen zu Terrornetzwerken"

Scharf sagte, die Betroffenen hätten "Verbindungen zu internationalen Terrornetzwerken". Einzelheiten nannte er nicht. "Dass diese konkreten Terrorpläne vereitelt werden konnten, ist einem umfassenden und äußerst arbeitsintensiven Fahndungseinsatz sowohl in Dänemark wie in Schweden zu verdanken", so der Geheimdienstchef.

Den vier in Dänemark Festgenommenen drohe eine Anklage wegen versuchter terroristischer Aktivitäten. Am (morgigen) Donnerstag sollten sie in der Untersuchungshaft vernommen werden.

Gewaltwelle nach Karikaturen-Veröffentlichung

Die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen hatte in der muslimischen Welt eine Welle der Empörung ausgelöst. Bei Protesten Anfang 2006 wurden insgesamt 150 Menschen getötet.

Seit der Veröffentlichung der Karikaturen hat es immer wieder Drohungen gegen die Zeitung gegeben. Auf den Zeichner der Karikaturen, Kurt Westergaard, wurde Anfang des Jahres ein Mordanschlag verübt, dem er aber knapp entging. Der umstrittene Zeichner wird seitdem rund um die Uhr von der Polizei beschützt.

Die Hauptredaktion von "Jyllands-Posten" in Arhus gilt ebenso als extrem gut gesichert wie die Hauptstadt-Reaktion am Kopenhagener Rathausplatz. Dort arbeitet auch die Redaktion von "Politiken". Der Chef des gemeinsamen Verlagshauses, Lars Munch, sagte, er sei "schockiert, dass erneut der Arbeitsplatz unserer Mitarbeiter solchen Gefährdungen ausgesetzt ist".

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Europa

Terror in Europa: Paketbomben und Selbstmordanschläge

Eine gesteigerte Aktivität von Linksextremen und von Angehörigen islamistischer Terrornetzwerke ist in den vergangenen Wochen zu erkennen. Vor allem die Weihnachtszeit verlief in Europa alles andere als ruhig.
Polizeipräsenz in London wegen Terrorangst verstärkt
Außenpolitik

Britische Regierung befürchtet Anschlag auf Luftverkehr

Einem Medienbericht zufolge gibt es Hinweise, dass die al-Qaida einen Anschlag auf einen Flughafen oder ein anderes Ziel in der Luftfahrt planen könnte. In London wird die Polizeipräsenz verstärkt.
Außenpolitik

Bombe mitten in Athen

Großer Sachschaden, aber keine Verletzten bei einer Explosion einer Bombe vor einem Gerichtsgebäude in Athen. Ein anonymer Anrufer hatte zuvor eine Warnung abgegeben. Bekennerschreiben gab es vorerst keines.
Hassobjekt Islamisten
Außenpolitik

Jyllands-Posten: Das Hassobjekt der Islamisten

Auch fünf Jahre nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen ist die Zeitung ein Anschlagsziel. Terroristen wollten nun offenbar im Redaktionshaus nach dem Muster der Bombay-Angriffe ein Blutbad anrichten.
Angst nach Paketbombenserie
Außenpolitik

Angst in Rom nach Paketbombenserie

In der italienischen Hauptstadt explodierten Sprengsätze in den Botschaften von Chile und der Schweiz. Es gab zwei Schwerverletzte. Die Polizei verdächtigt Anarchisten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.