Ermittlungen gegen Italiens Premier Berlusconi wegen Prostitution Minderjähriger. Die Prostituierte „Ruby“ geriet in die Medien und erzählte von wilden Partynächten in der Mailänder Villa Berlusconis.
Rom/Pk. So schnell geht's: Einen Tag, nachdem das Verfassungsgericht die Immunität für den Regierungschef abgelehnt hat, sieht sich Silvio Berlusconi (74) mit neuen Ermittlungen konfrontiert.
Alles dreht sich um „Ruby“, die junge, kurvenreiche Marokkanerin, die im Mai vergangenen Jahres wegen Diebstahlverdachts in Mailand festgenommen worden ist. Um Mitternacht dann hat „das Amt des Regierungschefs“ zweimal im Polizeipräsidium angerufen. Unter der falschen Behauptung, „Ruby“ sei die Nichte des ägyptischen Staatschefs Mubarak, hat Berlusconi auf die Freilassung der damals 17-Jährigen gedrängt.
„Ruby“, die als Edelprostituierte früher bereits einen gewissen Ruf hatte, geriet in die Medien und erzählte von wilden Partynächten in der Mailänder Villa Berlusconis, von vielen nackten jungen Frauen und von neckischen „Bunga-Bunga“-Spielen. Dass sie selbst mit dem Regierungschef ins Bett gegangen sei, bestritt Ruby allerdings. Berlusconi bezeichnete alle Gerüchte sowieso als „reinen Müll“.
„Silvios bekannte Witzchen“
Die Staatsanwaltschaft hat Berlusconi nun zum Verhör geladen. Sie will wissen, was in den sechs Frühlingsnächten mit Ruby passiert ist. Außerdem verdächtigt sie den Model-Manager Lele Mora, den Chef von Berlusconis TV-Sender „Rete 4“, Emilio Fede, sowie eine Regionalabgeordnete von Berlusconis Partei, Nicole Minetti, der Begünstigung der Prostitution. Minetti war nach Berlusconis nächtlichem Anruf im Polizeipräsidium erschienen und hatte Ruby mitgenommen – obwohl diese auf Gerichtsbeschluss eigentlich in einem Heim für Minderjährige wohnen sollte.
Berlusconis Anwälte bezeichneten die neuen Ermittlungen als „absurd“ und als „geschichtlich beispiellose Einmischung ins Privatleben des Regierungschefs“. Ruby selbst sagte, die Feste bei Berlusconi seien „reine Abendessen mit Gesang und Silvios bekannten Witzchen“ gewesen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2011)