Mubaraks Mob macht Jagd auf Journalisten

Mubaraks macht Jagd Journalisten
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Regimetreue Kräfte beschuldigen die Medien, an den Unruhen schuld zu sein.

Kairo. Der Soldat zögerte, bevor er an der Straßensperre den Weg freigab: „Sie wollen zum Tahrir-Platz? Bleiben Sie doch heute im Hotel, dort sind Sie sicher." Für ausländische Reporter war es am Donnerstag tatsächlich nicht ungefährlich, in Kairos Hauptstadt zu arbeiten.

Tags zuvor war ihnen von Anhängern des Regimes nur allzu deutlich gemacht worden: „Wir wollen euch hier nicht haben." Als die Anhänger des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak am Mittwochnachmittag aufmarschierten, waren nicht nur die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz das Ziel ihrer Angriffe.

Mubarak-Anhänger machten auch regelrecht Jagd auf Reporter. Journalisten wurden bedroht und geschlagen, Kameras zerstört. Ein dänischer Kollege kam mit geschwollenem Jochbein zurück ins Hotel. Ihm hatten Pro-Mubarak-Demonstranten ins Gesicht getreten, während er in Hockstellung fotografiert hatte.

Fernsehteams von CNN wurden ebenso attackiert wie von al-Arabiya, Printjournalisten ebenso wie Fotografen.

Besonders im Visier des Mubarak-Mobs: Reporter von al-Jazeera. Der arabische Sender hatte von Anfang an ausführlich über die Anti-Regierungsdemonstrationen berichtet und war vom Regime daher am Sonntag kurzerhand abgedreht worden. Zudem werden Gerüchte gestreut, ausländische Medien stünden hinter dem Ausbrechen der Unruhen.

Soldaten der ägyptischen Armee schützten die Journalisten teilweise vor Übergriffen - zumindest, wenn es die Gejagten bis in die Nähe der Armeepanzer schafften. Soldaten konfiszierten aber auch TV-Kameras und die Speicherkarten von Fotoapparaten. Die Aktionen vom Mittwoch verfehlten ihre Wirkung nicht.

Internationale Reporter, die sich am Donnerstag auf die Straße wagten, bewegten sich nur äußerst vorsichtig.
Proteste kamen am Mittwoch nicht nur von der NGO „Reporter ohne Grenzen": Angriffe auf Journalisten seien nicht hinnehmbar, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Regierungschefs von Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien sowie des französischen Präsidenten.

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