27.000 Auslandsungarn wollen ungarischen Pass

27.000 Auslandsungarn wollen ungarischen Pass
27.000 Auslandsungarn wollen ungarischen Pass(c) AP (Bela Szandelszky)
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Größtes Interesse nach der Doppelstaatsbürgerschaft gibt es in Rumänien und der nordserbischen Provinz Vojvodina. Eine mäßige Nachfrage gibt es in der Ukraine. Die Staatsbürgerschaft gibt es auch für Sachsen.

Mehr als 27.000 im Ausland lebende Ungarn haben seit Jänner um die doppelte Staatsbürgerschaft angesucht, wie ungarische Medien am Wochenende berichteten. Der zuständige Regierungsbeauftragte Tamás Wetzel erklärte, dass die Antragstellung in den Nachbarländern der Donaurepublik, in denen ungarische Minderheiten leben, reibungslos vor sich gehen würde.

99-Jähriger will Ungar werden

Es habe die Mitarbeiter der Auslandsvertretungen überrascht, dass sehr viele betagte Menschen einen Antrag stellten. So war der älteste Antragsteller ein 99-jähriger Ungar aus Rumänien. In Rumänien bestehe das größte Interesse für den ungarischen Pass, sagte Wetzel. Rund 1,4 Millionen Angehörige der ungarischen Minderheit leben in dem südosteuropäischen Land, hauptsächlich in Siebenbürgen.

Auch unter den rund 300.000 Mitglieder zählenden ungarischen Minorität in der nordserbischen Provinz Vojvodina bestehe großes Interesse. In der Ukraine wiederum sei die Nachfrage mäßig, sagte Wetzel. Deswegen plane der Kulturverein der Ungarn der Karpatenukraine (KMKSZ) "keine Unterstützung" bei der Abwicklung der Antragstellung auf Doppelstaatsbürgerschaft, wie der KMKSZ-Vorsitzende Miklós Kovács mitteilte. Auch würde sich der Verein nicht in die Debatten einschalten, die im Mutterland um die Vergabe des ungarischen Wahlrechts für Auslandsungarn entstanden seien.

Slowakei: Keine Doppelstaatsbürgerschaft

Siedlungsgebiete der Ungarn in Nachbarländern
Siedlungsgebiete der Ungarn in Nachbarländern(c) Die Presse

Die Slowakei hegt massive Vorbehalte gegen das ungarische Staatsbürgerschaftsgesetz. Von den dort lebenden Ungarn haben nur wenige die Doppelstaatsbürgerschaft beantragt. In der Slowakei wurde nämlich in Reaktion auf das ungarische Doppelstaatsbürgerschaftsgesetz die Regelung eingeführt, nach der jeder, der die Staatsbürgerschaft eines anderen Staates annimmt, die slowakische Staatsbürgerschaft von selbst verliert. Dieses von der vorigen Regierung von Robert Fico eingeführte Gesetz soll zwar abgeändert werden, eine entsprechende, von der Mitte-Rechts-Koalition in Bratislava vorgeschlagene Novellierung erhielt jedoch letzte Woche nicht die nötige Zustimmung im Parlament. In der Slowakei leben rund 520.000 Ungarn, zum überwiegenden Teil in der südlichen Grenzregion.

In Österreich gibt es eine ähnliche Regelung wie in der Slowakei: Eine Doppelstaatsbürgerschaft wird von den österreichischen Behörden nur in Ausnahmefällen gewährt. Laut Vertretern der ungarischen Botschaft in Wien sei das Interesse nach einer Doppelstaatsbürgerschaft in Österreich vergleichsweise gering.

Ungarische Staatsbürgerschaft auch für Sachsen

Zsolt Semjén, stellvertretender ungarischer Ministerpräsident  und Vorsitzender der mitregierenden Christdemokraten (KDNP), würde durchaus auch den deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen die doppelte Staatsbürgerschaft geben. "Die doppelte Staatsbürgerschaft soll nicht auf ethnischer Grundlage beantragt werden, das wäre eine Diskriminierung", zitierte die Wochenzeitung "Élet és Irodalom" (Leben und Literatur). Semjens Meinung nach sollten jene Bürger mit sächsischen Vorfahren, die mit der ungarischen Kultur und Nation verbunden sind und die ungarische Sprache auf einem bestimmten Niveau sprechen, ebenfalls die ungarische Doppelstaatsbürgerschaft erhalten.

Viele der ehemals im südlichen Siebenbürgen beheimateten Siebenbürger Sachsen waren in den Achtzigerjahren unter dem rumänischen Diktator Nicolae Ceaușescu auf staatlichen Druck in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert. Dadurch schmolz innerhalb weniger Jahre die Zahl der zuvor rund 300.000 Deutschsprachigen in Rumänien dramatisch zusammen. Heute leben nur mehr rund 60.000 Siebenbürger Sachsen und andere Deutschsprachige in dem Land.

(APA/Red.)

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