Die Polizei löst eine Demonstration auf dem zentralen Perlen-Platz in Manama mit Gewalt auf. Die schiitische Opposition will aus Protest das Parlament verlassen.
Im Golfstaat Bahrain hat die Polizei Proteste gegen das Regime gewaltsam niedergeschlagen. In der Nacht auf Donnerstag räumten Sondereinheiten den Lulu-Platz in der Hauptstadt Manama, während hunderte Demonstranten in Zelten schliefen.
Nach Angaben von Augenzeugen schoss die Polizei mit Splitterkugeln, Gummigeschoßen und Tränengasgranaten in die Menge. Mindestens vier Menschen wurden getötet und etwa 95 verletzt. 60 Personen werden nach Angaben eines Oppositionsvertreters noch vermisst.
Die schiitische Opposition kündigte an, das Parlament aus Protest gegen die Unterdrückung der Demonstrationen zu verlassen. Der Wifak-Oppositionsblock werde sich geschlossen aus der Volksvertretung zurückziehen, sagte der Abgeordnete Ali al Aswad am Donnerstag. Der Fraktion gehören 18 der insgesamt 40 Abgeordneten an.
Scheich Ali Salman, der Vorsitzende der Wifak-Gesellschaft, verurteilte in einem Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera das harte Durchgreifen der Sicherheitskräfte "So darf man nicht mit friedlichen Demonstranten umgehen", sagte Salman.
Das Innenministerium rechtfertigte das Vorgehen gegen die Demonstranten: Der Platz sei geräumt worden, nachdem "alle Möglichkeiten eines Dialogs ausgeschöpft" gewesen seien.
Seit Tagen gehen Menschen auf die Straße
Seit Beginn der Protestbewegung am Montag sind in Bahrain nun insgesamt sechs Menschen ums Leben gekommen. Ermutigt von den Machtwechseln in Tunesien und Ägypten hatten Demonstranten in den vergangenen Tagen den Rücktritt von Ministerpräsident Scheich Khalifa bin Salman al-Khalifa gefordert. Dieser regiert das Land seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1971 und ist ein Onkel von König Hamad Isa al-Khalifa.
Der Großteil der Opposition fordert Reformen im dem Königreich. Vereinzelt wird aber auch offen zum Sturz des gesamten autoritären Regimes aufgerufen.
Die schiitische Bevölkerungsmehrheit beklagt, dass die regierende sunnitische Minderheit in dem Saudi-Arabien vorgelagerten Inselstaat sie vom Wohnungsmarkt, dem Gesundheitswesen und staatlichen Arbeitsplätzen ausschließt. Politische Beobachter befürchten ein Übergreifen der Proteste auf den weltgrößten Ölexporteur Saudi-Arabien, sollten sich die Demonstrationen in Bahrain ausweiten.
Bahrain
Das Königreich umfasst 33 Inseln im Persischen Golf vor der Ostküste Saudi-Arabiens. Mit einer Fläche von 715 Quadratkilometern ist es knapp zweimal so groß wie Wien. Das ehemalige britische Protektorat wurde 1971 unabhängig. Staatsoberhaupt ist der König, Scheich Hamad bin Issa al-Khalifa.
Seit 2002 ist Bahrain auf dem Papier eine konstitutionelle Monarchie. Die Macht der gewählten Volksvertreter (Parlament) wird jedoch durch die Kompetenzen der zweiten Kammer, deren Mitglieder vom König ernannt werden, beschnitten. Auch die Regierung, der mehrere Mitglieder des Herrscherhauses angehören, ernennt der König.
(APA)