Österreicher: "Die Söldner haben einfach geschossen"

FLUGPASSAGIERE AUS TRIPOLS IN WIEN GELANDET
FLUGPASSAGIERE AUS TRIPOLS IN WIEN GELANDET(c) APA/HERBERT NEUBAUER (Herbert Neubauer)
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Nach stundenlanger Verzögerung hat das Bundesheer eine Gruppe EU-Bürger aus dem Krisengebiet geholt. Zuvor war auch ein AUA-Flieger aus Libyen angekommen. Die Passagiere schilderten dramatische Momente.

Nach stundenlanger Verzögerung hat das Bundesheer am Montagabend eine Gruppe von EU-Bürgern aus Tripolis in Sicherheit bringen können. Wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer mitteilte, ist die Maschine um 23.40 Uhr in Malta gelandet.

An Bord haben sich 62 Personen befunden, darunter neun Österreicher und sieben Kinder, sagte der Sprecher. Auch Deutsche, Franzosen und Niederländer seien an Bord.

Die Maschine hätte eigentlich schon um 18.30 Uhr abheben sollen, doch war am frühen Abend unklar, ob der Flug überhaupt noch am Montag stattfinden könnte. Es hatte sich nämlich nur ein "Bruchteil" der Passagiere am Flughafen eingefunden.

Die "Hercules"-Maschine musste daher stundenlang auf Fluggäste warten. Zwischenzeitig gab es sogar Berichte über eine Sperre des Luftraums. Am späten Abend wurde dann berichtet, die Passagiere würden nicht zur Maschine vorgelassen. Die Maschine wurde dann nach Malta verlegt, um rasche Evakuierungsflüge zu ermöglichen.

"Söldner aus anderen afrikanischen Ländern"

Schon am frühen Montagabend waren zahlreiche EU-Bürger - darunter mehrere Österreicher - mit einer AUA-Maschine aus Libyen kommend am Wiener Flughafen angekommen.

Die Reisenden berichteten bei ihrer Ankunft in Wien-Schwechat von wilden Schießereien und völlig chaotischen Zuständen. Für Dienstag planen die Austrian Airlines, wegen des großen Andrangs eine größere Maschine des Typs A-321 einzusetzen.

"Ich habe gesehen, wie Söldner aus anderen afrikanischen Ländern einfach auf Menschen geschossen haben", berichtete Herbert S. bei seiner Ankunft mit der AUA-Maschine gegenüber der APA. Der Niederösterreicher hatte seit vier Monaten ein Bauprojekt südlich der libyschen Hauptstadt Tripolis geleitet. "Ich hatte sehr großes Glück, dass ich noch einen Platz im Flugzeug bekommen habe", meinte er.

Ein Freund von ihm habe gefilmt, wie die Söldner Menschen einfach per Kopfschuss hingerichtet hätten, so S.

"Checkpoints standen in Flammen"

Der deutsche Thoie R. berichtet, dass er im Osten des Landes gewesen sei, von wo die schlimmsten Zusammenstöße zwischen dem Regime und Demonstranten gemeldet werden. "Es war schlimm. Wir mussten 1300 Kilometer quer durch das Land bis in die Hauptstadt fahren und haben über 90 Checkpoints passiert, viele davon standen in Flammen", erzählte der Bauingenieur: "Ich bin sehr froh, endlich draußen zu sein."

Peter Z. aus Tschechen, war dagegen direkt in der Hauptstadt Tripolis beruflich unterwegs. Sie Situation habe sich in den letzten Tagen radikal geändert, berichtete er. Untertags sei es relativ ruhig gewesen, doch nachts habe Bürgerkrieg geherrscht, so Z. "Ich habe die ganze Nacht Schüsse vor meinem Fenster gehört", erzählte er.

Unter den Ankommenden befanden sich auch einige libysche Staatsbürger. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern berichtete: "Wir hatten große Angst. Und es war so laut, ständig hörten wir Schüsse und sahen Feuer."

(APA)

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