Trotz Ankündigung: AKW in Bayern nicht abgeschaltet

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Das grenznahe Atomkraftwerk Isar I läuft derzeit auf niedriger Leistung weiter. Der Grund dafür ist unklar. Das AKW hätte nach Ankündigung des Betreibers schon Dienstagabend komplett vom Netz gehen sollen.

Verwirrung herrscht um den Atommeiler Isar 1 in Niederbayern. Erst hieß es, das Atomkraftwerk wird heruntergefahren. Jetzt lässt der Energiekonzern Eon die Anlage auf niedriger Leistung weiterlaufen. Der Grund ist unklar. Isar 1 (Isar I) befindet sich knapp 100 Kilometer von der österreichischen Grenze.

Entgegen seiner eigenen Ankündigung nahm Eon seinen ältesten Atommeiler nun doch noch nicht vom Netz, er wurde auch im Laufe des Mittwoch noch nicht komplett heruntergefahren. Dies bestätigte ein Sprecher der Anlage in Essenbach bei Landshut am Nachmittag. Detaillierte Gründe dafür wurden nicht genannt.

Gründe für Fortbetrieb unklar

Am Vormittag hieß es noch, der Meiler laufe mit "minimaler Leistung" unter anderem, um die Turbinen zu testen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa läuft der 34 Jahre alte Block weiterhin auf etwa 15 Prozent Leistung. Auch von der Zentrale der Kernkraft-Sparte von Eon in Hannover gab es zunächst keine Erklärung für den Fortbetrieb des Atomkraftwerks.

Am Dienstag hatte Eon angekündigt, nach den Atomunfällen in Japan den Betrieb von Isar 1 für die Dauer des dreimonatigen Moratoriums der Bundesregierung einzustellen. "Damit wollen wir eine offene und kritische Bewertung auch durch die zuständigen bayerischen Aufsichtsbehörden erleichtern", sagte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen laut Mitteilung. Daraufhin wurde die Anlage heruntergefahren und sollte bereits am Dienstagabend Null-Leistung erreichen.

Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) will den Reaktor eigentlich dauerhaft abschalten lassen, unabhängig von den angekündigten erneuten Überprüfungen der Kraftwerke. Er hatte dafür auch Sicherheitsbedenken genannt. Die neue CSU-Landesgruppenchefin im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, widersprach Söder. Im "Münchner Merkur" (Donnerstag) sagte sie: "Nach allem, was ich über das Kraftwerk Isar 1 weiß, gehört auch diese Anlage in die Kategorie: ergebnisoffen prüfen."

Österreich fordert Stillegung von Isar I

Auch in Österreich hatte es zuletzt vehemente Forderungen gegeben, das AKW stillzulegen. "Wir wollen ein sicherheitstechnisches Aufrüsten oder die Abschaltung", sagte beispielsweise Umweltminister Niki Berlakovich (ÖVP) am Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Es handle sich um einen alten Reaktor. Bei einem möglichen Unfall - über Isar I verläuft die Einflussschneise zum Flughafen München - könnte Radioaktivität über die Isar zur Donau und damit auch nach Österreich gelangen.

(Ag.)

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