Großbritannien: "Libysche Luftwaffe geschlagen"

Alliierte flogen fast Lufteinsaetze
Alliierte flogen fast Lufteinsaetze(c) REUTERS (HO)
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Die internationale Allianz kontrolliert den Luftraum über Libyen und fliegt in der Nacht auf Donnerstag erneut Angriffe auf militärische Ziele rund um Tripolis. Gaddafis Bodentruppen beschießen Rebellen-Städte.

Die Luftwaffe von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi ist nach Darstellung der britischen Air Force kampfunfähig. "Die libysche Luftwaffe ist keine kämpfende Kraft mehr", erklärte Greg Bagwell, der Kommandant der britischen Luftstreitkräfte, gegenüber der BBC. Die Flugzeuge der Alliierten könnten inzwischen nahezu ungestört im Luftraum über Libyen operieren und die Flugverbotszone überwachen.

Die Piloten der britischen Kampfflugzeuge konzentrieren sich nun zunehmend auf die Geschehnisse am Boden. "Wir haben ein Auge auf die unschuldigen Menschen in Libyen und stellen sicher, dass sie nicht angegriffen werden", sagte Bagwell. Die libyschen Bodentruppen würden unter ständiger Beobachtung stehen - "und wir greifen sie an, wann immer sie Zivilisten bedrohen oder sich besiedelten Zentren nähern".

Nach Bagwells Angaben haben die Alliierten in den vergangenen Tagen 300 Einsätze über Libyen geflogen und 162 Tomahawk-Marschflugkörper abgefeuert. 

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Auch am Mittwochabend gingen die Luftschläge der alliierten Truppen weiter: Im Zentrum von Tripolis waren erneut der Lärm von Jagdbombern und die Schüsse von Flugabwehrschützen zu hören. In Tajura, wo sich die größten Militärstützpunkte rund um Tripolis befinden, gab es nach Augenzeugenberichten eine heftige Explosion. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, stand danach eine 30 Kilometer von Tripolis entfernte Militärbasis in Flammen. Das liybsche Staatsfernsehen vermeldete unter Berufung auf Armeeangaben, dass das von den USA, Frankreich und Großbritannien geführte Kriegsbündnis  zivile und militärische Ziele in Tajura bombardiert habe.

Gaddafi-Truppen bombardieren Krankenhaus

Die massiven Luftschläge konnten die Angriffe Gaddafis gegen die Rebellen aber offenbar nicht stoppen. Truppen des Diktators sollen am Mittwochabend ein Krankenhaus sowie Privathäuser in der westlibyschen Stadt Misrata bombardiert haben. Die Lage sei sehr ernst, sagte ein Rebellensprecher der Nachrichtenagentur AFP per Telefon.

Einwohner der Stadt Sintan hatten zuvor berichtet, Truppen, unterstützt von Panzern und Militärfahrzeugen, seien im Anmarsch. Sie hofften auf Hilfe durch die alliierten Truppen.

Nato weiter gespalten

Die Nato-Botschafter diskutierten am Mittwoch in Brüssel weiter über die Rolle des Bündnisses bei dem Militäreinsatz. Eine Einigung gab es aber noch nicht. Insbesondere die USA wollen der Nato die Führung des Einsatzes übertragen. Frankreichs Außenminister Alain Juppe sagte dagegen in Paris, die Nato diene der Koalition "als Planungswerkzeug" und zur Einsatzführung, sie werde aber nicht die "politische Führung" ausüben. Die von Frankreich angekündigte Kontaktgruppe für die internationalen Luftangriffe in Libyen soll sich nach seinen Angaben erstmals kommenden Dienstag in London treffen. An dem Treffen nähmen alle an dem Militäreinsatz beteiligten Staaten sowie die Afrikanische Union und die Arabische Liga teil.

Putin kritisiert erneut Militäraktion

Die Militäraktion der allierten Truppen bleibt indes umstritten. Nach seinem "Krezzug"-Vergleich hat der russische Premier Vladimir Putin am Mittwoch erneut Kritik geübt: "Wie kann man Maßnahmen einsetzen, die das Leiden der Zivilisten verschärfen, wo das Ziel ist, die Zivilbevölkerung zu schützen?", sagte Putin bei einem Besuch in Belgrad. "Es gibt in Libyen einen Bürgerkrieg, es gab den Vorschlag zu einer Flugverbotszone, um zu verhindern, dass Gaddafi seine Gegner angreift. Das Ziel war fair, doch was sehen wir heute? Angriffe auf das Territorium des gesamten Landes", so Putin. Die russische Staatsduma forderte in einem Beschluss vom Mittwoch ein Ende der Angriffe. Es dürfe keine "weiteren zivilen Opfer" geben.

Internationale Militäroperation

Mit dem Militäreinsatz gegen die Truppen des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi will eine internationale Koalition die anhaltende Gewalt gegen Rebellen und Zivilbevölkerung stoppen.

Die Allianz steht unter der Führung Frankreichs, Großbritanniens und der USA. Auch Italien, Kanada und Katar haben ihre Beteiligung angekündigt. Es handelt sich um die größte internationale Militärintervention in der arabischen Welt seit dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak 2003.

Gaddafi: "Bleibe in meinem Zelt"

Libyens Diktator Gaddafi hatte sich am späten Dienstagabend zum ersten Mal seit Beginn der Angriffe der alliierten Truppen der Öffentlichkeit gezeigt. In einer kurzen Ansprache, die vom Staatsfernsehen übertragen wurde, gab er sich kämpferisch. Er versprach vor einer kleinen Schar jubelnder Anhänger in seiner schwerbeschädigten Kommandozentrale in Tripolis, die Angreifer zurückzuschlagen. Sein Land sei "zum Kampf bereit", auch wenn er lange dauern werde. "Wir werden nicht aufgeben". Libyen habe die beste Luftabwehr.

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"Ich bleibe hier, meine Heimat ist hier, ich bleibe in meinem Zelt", rief Gaddafi seinen Anhängern zu. "Am Ende werden wir siegreich sein". Er forderte die islamischen Staaten auf, sich dem Kampf anzuschließen. "Alle muslimischen Armeen müssen sich an der Schlacht gegen die Kreuzfahrer beteiligen".

(c) APA

(Ag./Red.)

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