Iman al-Obaidi: Neue Heldin des libyschen Widerstands

Iman alObaidi Neue Heldin
Iman alObaidi Neue Heldin(c) REUTERS (ZOHRA BENSEMRA)
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Folterhölle Tripolis. Eine Frau berichtete westlichen Journalisten von Misshandlungen. Sie wurde abgeführt. Mittlerweile ist sie weider frei.

Tripolis/Reuters. Seit dem Wochenende hat auch die libysche Aufstandsbewegung gegen die Gaddafi-Diktatur ihr Märtyrergesicht: Die Frau heißt Iman al-Obaidi, dürfte zwischen 30 und 40 Jahren alt sein und stammt nach eigenen Angaben aus der Rebellenhochburg Bengasi.

Frau Obaidi stürmte am Samstag in ein Hotel in Tripolis, in dem auch ausländische Journalisten logieren. In einem Hotelrestaurant fing sie an, verzweifelt zu schreien: „Sie haben mich verflucht... Ich wurde gefesselt... Sie haben auf mich uriniert. Sie haben mir die Ehre genommen!“ Obaidi berichtete, sie sei an einem Kontrollpunkt angehalten und verschleppt worden, als die dortigen Sicherheitskräfte herausgefunden hätten, dass sie aus Bengasi stamme.

Von 15 Männern vergewaltigt

Danach sei sie zwei Tage lang geschlagen und von 15 Männern vergewaltigt worden. „Schaut, was Gaddafis Milizen mit mir gemacht haben“, zeigte sie weinend den Journalisten ihre Wunden.

Zuerst versuchte das Hotelpersonal, auf die Frau einzureden, rasch waren aber Sicherheitsbeamte zur Stelle. Dann ging es zur Sache. Die Frau wurde weggeführt, Journalisten, die ihr beistehen wollten, wurden überwältigt. Einer von ihnen, „Financial Times“-Korrespondent Charles Clover, wurde sofort danach des Landes verwiesen. N-tv-Korrespondentin Antonia Rados, die den ganzen Vorfall beobachtet hatte, berichtete, das Hotelpersonal habe sich von einem Moment auf den anderen sogar „als zusätzlicher Sicherheitsdienst“ entpuppt.

Die libyschen Sicherheitsleute, die Obaidi wegführten, behaupteten, die Frau werde in ein Spital gebracht. Doch Obaidi, der Gaddafis Schergen wiederholt den Mund zuzuhalten versuchten, schrie: „Sie bringen mich zurück ins Gefängnis.“ Seit Montag ist Obaidi wieder frei.

Der ganze Vorfall ließ die internationalen Berichterstatter erneut erahnen, mit welcher Grausamkeit und Brutalität die Gaddafi-loyalen Sicherheitskräfte mit Gegnern des Regimes verfahren. Westliche Journalisten, die eine Zeitlang in einem Gefängnis in Tripolis festgehalten worden waren, hatten auch schon davon berichtet, wie entsetzlich dort die Schreie der Gefolterten geklungen hätten.

Tripolis ist nach wie vor fest in der Hand der Gaddafi-Loyalisten. Laut westlichen Menschenrechtsorganisationen wurden in den vergangenen Wochen Tausende von Regimegegnern inhaftiert.

Auf den Websites der Aufständischen wurde Obaidi bereits als neue Heldin des Widerstands gefeiert: „Wir sind alle Iman al-Obaidi“, hieß es dort.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2011)

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