Israel wirft 20.000 neue Soldaten in die Schlacht

Entscheidung in Jerusalem. In einer 30-tägigen Bodenoffensive will Israels Armee die Hisbollah aus dem Südlibanon verjagen.

JERUSALEM. Der Krieg im Nahen Osten droht weiter zu eskalieren. Das israelische Sicherheitskabinett beschloss am Mittwoch, die Bodenoffensive im Libanon massiv auszuweiten. Die bevorstehende Militäraktion werde 30 Tage dauern, gab Vizepremier und Handelsminister Eli Yishai nach der Sitzung in Jerusalem bekannt. Israel will dafür zusätzliche Soldaten in die Schlacht werfen.

Während Israel seine Bemühungen verstärkt, die Schiiten-Miliz Hisbollah militärisch zu bezwingen, scheint die internationale diplomatische Offensive weitgehend zum Erliegen gekommen zu sein. Die Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über eine Resolution zur Beendigung der Libanon-Krise musste erneut verschoben werden. Grund dafür sind nach wie vor Unstimmigkeiten darüber, inwieweit in dem Resolutionsentwurf Bedenken des Libanon Rechnung getragen werden soll. Beirut verlangt, dass in dem Text auch ein umgehender Rückzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon gefordert werde. Die USA sind dagegen.

Israel bereitet sich indessen auf eine längere Anwesenheit im Südlibanon vor. Mit der geplanten ausgeweiteten Offensive will Israels Armee eine bis zu 20 Kilometer breite Pufferzone im Nachbarland erobern, um so den Raketenbeschuss durch die Hisbollah zu unterbinden. Mit der Entscheidung, die Bodenkämpfe zu intensiveren, beugte sich Israels Premier Ehud Olmert nach langen Debatten im Sicherheitskabinett dem Vorschlag von Generalstabschef Dan Halutz und Verteidigungsminister Amir Peretz.

Die Entsendung neuer Truppen wird unweigerlich die Zahl der Gefallenen in die Höhe treiben. Dazu kommt, dass die Intensivierung der Kampfhandlungen ausgerechnet jetzt Kritik im Ausland auslösen muss.

In Vorbereitung zum letzten Akt verteilte Stabschef Halutz kurzerhand die Hauptrollen neu. Zwar bleibt der Kommandant für den nördlichen Sektor Udi Adam offiziell weiter im Amt, die oberste Befehlsgewalt in der Region wird ab sofort aber Vize-Stabschef Moshe Kaplinsky übertragen. Kaplinsky wird "Vertreter des Stabschefs im Kommando Nord".

Die ungewöhnliche Entscheidung auf dem Höhepunkt der Kampfhandlungen kam wenig überraschend, nachdem Adam schon am Wochenende Journalisten gegenüber offene Kritik an den Politikern übte: Die Regierung habe ihn daran gehindert, zu einem früheren Zeitpunkt eine breite Bodenoffensive zu befehlen.

Adam war als regionaler Kommandant, - ein Aufgabenbereich, der von ihm selbst geschaffen worden war und der sämtliche Waffengattungen umfasst, - wiederholt Opfer der öffentlichen Kritik geworden.

Die Liste der Vorwürfe gegen die Armee ist lang. Sie beginnt bereits damit, dass es der Hisbollah so leicht gelang, zwei Soldaten zu entführen. Dazu kommt der Tod von vier UN-Beobachtern und die Katastrophe von Qana. All das wird zu großen Teilen dem regionalen Kommandanten Adam angelastet.

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