Libyen: CIA unterstützt Rebellen, Außenminister flieht

Libyen Aussenminister flieht unterstuetzt
Libyen Aussenminister flieht unterstuetztREUTERS/Andrew Winning
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Der zurückgetretene Außenminister Koussa wird in London befragt. Die Geheimdienste CIA und MI6 sollen seit Wochen in Liyben operieren. Ein Vatikan-Vertreter berichtet von zivilen Opfern der internationalen Luftangriffe.

Der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi verliert einen weiteren Mann aus seiner Führungsmannschaft. Außenminister Moussa Koussa hat sich am Mittwochabend überraschend nach Lonson abgesetzt. Er wolle dem Regime in Tripolis nicht länger dienen, ließ Koussa mitteilen.

Nach seiner Ankunft wurde der zurückgetretene Minister intensiv von den britischen Behörden befragt. Der Geheimdienst erhoffe sich von dem bisherigen Gaddafi-Vertrauten Insider-Informationen über die Lage in Libyen, berichtete die "BBC" am Donnerstag.

Koussa ist nicht das erste Mitglied der libyschen Führungsriege, das Gaddafi die Gefolgschaft verweigert. Ex-Justizminister Mustafa Abdul Jalil etwa schloss sich gleich nach den ersten blutigen Zusammenstößen den Aufständischen an.

Hilft die CIA den Rebellen?

Nach einem Bericht der "New York Times" unterstützt der US-Geheimdienst CIA die libyschen Rebellen seit Wochen mit verdeckten Aktionen. Die Spione kundschafteten mögliche Ziele für Luftschläge aus und versuchten, Kontakte zu den Aufständischen zu knüpfen, berichtete das Blatt.

Nach Angaben britischer Regierungsbeamter arbeiteten auch "Dutzende" Agenten des Geheimdienstes MI6 und Mitglieder von Spezialkommandos in Libyen. Sie versorgten die britischen Streitkräfte mit Informationen über Ziele für Luftschläge, Stellungen und Bewegungen von Gaddafis Militär.

Das Weiße Haus lehnte es ab, sich zu dem Bericht der "New York Times" zu äußern. "Es ist gängige Praxis für diese und alle anderen US-Regierungen, sich zu Geheimdienst-Angelegenheiten nicht zu äußern", teilte Präsidentensprecher Jay Carney mit. Es gebe nach wie vor keine Entscheidung darüber, die Regimegegner oder irgendeine andere Gruppe in Libyen mit Waffen zu versorgen.

Die internationale Gemeinschaft streitet derzeit über mögliche Waffenlieferungen an die Rebellen. Während die USA und Großbritannien die UN-Resolution zur Unterstützung des libyschen Volkes so auslegen, dass Waffenlieferungen möglich sind, sprachen sich Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und auch die italienische Regierung klar dagegen aus.

Luftangriffe nun unter Nato-Kommando

Die internationalen Luftangriffe auf Ziele von Gaddafis Regiem stehen seit Donnerstagmorgen vollständig unter dem Kommando der Nato. Um 08.00 Uhr MESZ habe die Militärallianz den alleinigen Befehl über die Lufteinsätze übernommen, teilte Rasmussen in Brüssel mit. Zu der Operation "Unified Protector" (Vereinigte Schutzmacht) gehören neben den Luftangriffen zum Schutz von Zivilisten die Durchsetzung eines Flugverbots über dem nordafrikanischen Land sowie eine Seeblockade im Mittelmeer, mit der Waffenlieferungen verhindert werden sollen.

Eine "Koalition der Willigen" um Frankreich, die USA und Großbritannien hatte die Luftangriffe am 19. März gestartet. Den Aufständischen gelang es dadurch zwischenzeitlich, in Richtung der Hauptstadt Tripolis vorzudringen. Zuletzt gerieten sie aber wieder in die Defensive. Die Gaddafi-Truppen eroberten in den vergangenen Tagen mehrere Städte zurück, darunter die Ölstadt Ras Lanuf.

(Ag./Red.)

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