"In der FDP brodelt es": Westerwelle-Rücktritt gefordert

Guido Westerwelle
Guido Westerwelle(c) AP (Markus Schreiber)
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FDP-Vorstandsmitglied Chatzimarkakis fordert Vizekanzler Westerwelle auf, den Parteivorsitz an Generalsekretär Lindner abzugeben. Westerwelle müsse die Konsequenzen aus dem Wahldebakel ziehen.

In der deutschen FDP wird der Ruf nach einem Rücktritt von Parteichef Guido Westerwelle immer lauter. "Wer als Parteivorsitzender Schicksalswahlen verliert, muss als Parteivorsitzender die Konsequenzen ziehen", sagte Vorstandsmitglied Jorgo Chatzimarkakis dem Magazin "stern" laut Vorausbericht vom Mittwoch. Westerwelle habe die Doppelbelastung als Außenminister und Parteivorsitzender nicht überzeugend bewältigt.

Als Nachfolger schlug Chatzimarkakis Generalsekretär Christian Lindner vor. "Lindner traut sich gegen den Strich zu bürsten und die Wahrheit auszusprechen. Er kettet sich nicht sklavisch an die Union, wie es Westerwelle getan hat", sagte er. "Ich sehe ihn als natürlichen Nachfolger."

"In der Partei brodelt es"

Westerwelle sollte die Debatte auf jeden Fall nicht unterschätzen. "In der Partei brodelt es", so Chatzimarkakis. Der Politiker ist Mitglied des "Dahrendorfkreises", einer Gruppe von Abgeordneten des Bundestags und des EU-Parlaments, die für eine sozialliberale Ausrichtung der Partei stehen.

Auch die bayerische FDP-Landtagsabgeordnete Renate Will rief Westerwelle zum Rücktritt auf. "Wir dürfen jetzt nicht nur reden, sondern müssen auch Taten folgen lassen. Guido Westerwelle soll auf dem Parteitag im Mai sein Amt zur Verfügung stellen", sagte Will "Welt Online". Als Nachfolgerin für Westerwelle schlug sie die FDP-Landesvorsitzende und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vor.

"Debatte mit Ruhe und Anstand führen"

FDP-Vorstandsmitglied Daniel Bahr rief seine Partei in der Debatte über die künftige Führung zu mehr Anstand auf. Im Hinblick auf die Rücktrittsforderungen gegen Westerwelle sowie Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und Fraktionschefin Birgit Homburger sagte Bahr der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch-Ausgabe): "Es tut der FDP gut, wenn wir diese Debatte mit Ruhe und Anstand führen - und nicht nur nach einem Schuldigen suchen." Westerwelle habe die Erfolge der FDP in den vergangenen Jahren erst ermöglicht, deshalb müsse die Debatte über die Konsequenzen aus den Niederlagen bei den Landtagswahlen jetzt unter seiner Führung stattfinden.

Ob der Parteichef seinen Posten behalten werde, ließ Bahr allerdings offen: "Wir gehen offen in die Beratungen. Klar ist: Es kann nicht so bleiben, wie es ist. Wir brauchen eine neue Aufstellung: inhaltlich, strategisch und personell."

(Ag.)

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