Gaddafi-Gesandter verhandelt mit britischer Regierung

Gaddafi-Gesandter verhandelt mit britischer Regierung
Gaddafi-Gesandter verhandelt mit britischer Regierung(c) REUTERS (Zohra Bensemra)
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Das libysche Regime soll einen ranghohen Vertreter zu geheimen Gesprächen nach Großbritannien geschickt haben. Nahe Gaddafis Wohnanlage fallen Schüsse.

Sucht der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi eine Exit-Strategie? Gaddafi habe einen ranghohen Vertreter zu Geheim-Verhandlungen nach Großbritannien geschickt, berichteten die britischen Medien "Guardian" und "BBC" am Freitag. Bei dem Gesandten handle es sich um den Berater von Gaddafis Sohn Seif el Islam, Mohammed Ismail.

Die britische Regierung wollte die Berichte weder bestätigen noch dementieren. Bei Kontakten mit Vertretern des Regimes habe man jedenfalls stets klar gemacht, dass "Gaddafi gehen muss", teilte das Außenministerium mit.

Zuletzt hat es immer wieder Gerüchte gegeben, dass Gaddafi-Vertraute mit westlichen Regierungen über ein mögliches Exil für den Diktator verhandeln. Die italienische Regierung setzt sich dafür ein, ihn im Zusammenwirken mit der Afrikanischen Union zum Gang ins Exil in ein afrikanisches Land zu bewegen.

Schüsse nahe Gaddafis Wohnhausanlage

In der Nähe der Wohnanlage von Gaddafi in Tripolis ist es unterdessen offenbar zu Schießereien gekommen. Rund 20 Minuten lang waren Maschinengewehr-Feuer und Schüsse bei dem schwer befestigten Komplex zu hören, berichteten Zeugen. Scharfschützen seien in dem Bereich auf Dächern zu sehen gewesen, auf den Straßen seien Blutspuren gewesen.

Eine Patt-Situation zeichnet sich im Kampf zwischen Gaddafi-Truppen und Rebellen im Osten des Landes ab. Am Freitag bereiteten sich die Aufständischen auf den Kampf um Brega vor. Das Öl-Terminal wurde in den vergangenen Wochen mehrmals von beiden Seiten erobert und wieder verloren.

Die Rebellen-Enklave Misrata im von Gaddafi beherrschten Westen des Landes wurde nach Angaben der Aufständischen mit heftigen Artillerie-Feuer belegt. Ein Sprecher der Rebellen berichtete, regierungstreue Soldaten seien in die drittgrößte Stadt des Landes eingedrungen und plünderten Geschäfte und Privatwohnungen.

Allerdings gab es Anzeichen dafür, dass die bisher wild zusammengewürfelten Rebellentruppen sich reorganisieren und damit möglicherweise ihre militärische Schlagkraft erhöhen. Die Rebellen erklärten, immer mehr ausgebildete Offiziere würden jetzt an die Front kommen. Zwischen Bengasi, der Hochburg der Rebellen, und der Küstenstadt Ajdabiya wurden Geschütz-Stellungen ausgehoben. Damit werden zum ersten Mal organisierte Verteidigungslinien um die Rebellen-"Hauptstadt" angelegt.

Kinder bei Luftangriff getötet?

Bei einem der Luftangriffe westlicher Staaten sollen Kinder getötet worden sein. Das berichtet die "BBC" unter Berufung auf einen Arzt. Sieben Menschen, vor allem Kinder, seien bei dem Angriff auf einen Konvoi der Regierungstruppen in der Nähe von Brega getötet worden.

Die Kampfflieger sollen das UNO-Mandat zur Aufrechterhaltung der Flugverbotszone und zum Schutz der Zivilisten durchsetzen. Befürchtet wird, dass der Nato-geführte Einsatz vor allem in der arabischen Welt durch zivile Opfer an Rückhalt verlieren könnte.

Weitere Gaddafi-Vertraute setzen sich ab

Weitere Personen aus dem engen Umfeld von Gaddafi sollen sich abgesetzt haben. "Al Jazeera" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf ungenannte Quellen, dass etwa der Chef des Auslandsgeheimdienstes und ein hochrangiger Diplomat nach Tunesien geflohen seien. Der Chef der nationalen Ölgesellschaft, Shokri Ghanem, der ebenfalls genannt wurde, dementierte jedoch, Libyen verlassen zu haben.

Der libysche Außenminister Mussa Kussa hatte sich am Mittwoch nach Großbritannien abgesetzt. Als Reaktion soll Gaddafi allen Regierungsmitgliedern und hochrangigen Beamten verboten haben, das Land zu verlassen. Das berichtet die Zeitung "Al-Sharq al-Awsat" unter Berufung auf "offizielle Quellen in Tripolis".

(Ag./Red.)

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