Türkische Medien äußern wilde Spekulationen über Terrorallianz aus Kurden, Linken und Militär. Bei dem Attentat starb ein Polizist, ein weiterer wurde verletzt. Erdoğan war auf Wahlkampftour unterwegs.
Istanbul/Keet. In der Türkei blühen die Theorien darüber, wer hinter dem Angriff auf den Wagenkonvoi des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdoğan steckt. Bei dem Attentat starb ein Polizist, ein weiterer wurde verletzt. Erdoğan war auf Wahlkampftour unterwegs. Kurz vor der Attacke hatte er aber den Konvoi verlassen und war mit dem Hubschrauber weitergereist.
Regierungsnahe Medien mutmaßen über eine Abspaltung der kurdischen Untergrundbewegung PKK, die wiederum mit Kreisen zusammenarbeiten soll, die dem türkischen Militär nahestehen. Dahinter steht die These einer großen Terrorallianz aus Rechten, Linken, kurdischen Nationalisten und Islamisten – eine recht unwahrscheinliche Koalition. Hauptverdächtiger ist jedenfalls die PKK, auch wenn sie sich bisher nicht zum Attentat bekannt hat.
Was man ziemlich sicher sagen kann, ist, dass der Anschlag wohl nicht Erdoğan selbst gegolten hat. Die Attentäter griffen an einem unübersichtlichen Straßenstück bei Kastamonu nur einen Polizeiwagen an, der etwa 50 bis 60Meter vor dem Wahlkampfbus von Erdoğans AKP fuhr. Sie gaben 22Schüsse ab und warfen eine Handgranate. Wäre Erdoğan das Ziel gewesen, so hätten die Angreifer massiv den Bus unter Feuer nehmen müssen.
Auf jeden Fall kann man die Aktion aber als Schuss vor den Bug Erdoğans werten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2011)