Indonesien: 15 Jahre Haft für radikalen Prediger Bashir

(c) AP (ACHMAD IBRAHIM)
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Der Islamistenführer soll Geld für ein Terrorcamp gesammelt haben. Die Staatsanwaltschaft hatte „Lebenslang“ gefordert. Etwa 3000 Polizisten sicherten das Gerichtsgebäude und das umliegende Viertel.

Jakarta/Zas. Indonesiens Behörden wollten kein Risiko eingehen: Die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Gericht in Jakarta, in dem am Donnerstag das Urteil gegen den radikalen Prediger Abu Bakar Bashir gesprochen wurde, waren enorm. Etwa 3000 Polizisten, unter ihnen Mitglieder von Antiterror-Sondereinheiten und Scharfschützen, sicherten das Gerichtsgebäude und das umliegende Viertel. Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie sich schon früh am Morgen hunderte Anhänger Bashirs vor dem Gericht versammelten. Einige kündigten offen Vergeltung an, sollte der Prediger verurteilt werden.

Nach mehreren Stunden verkündete der vorsitzende Richter schließlich das Urteil: 15 Jahre Haft wegen Verstoßes gegen das Terrorismus-Gesetz. Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haftstrafe gefordert.

Bashir soll Geld für ein Terrorcamp in den Jantho-Bergen in der Provinz Aceh gesammelt haben. Die Polizei hatte das Lager im vergangenen Jahr entdeckt und etwa 120 Anhänger der Gruppe, die es aufgebaut haben soll, festgenommen oder getötet.

„Verfahren ist Kampf gegen den Islam“

Junge Rekruten sollen dort dazu ausgebildet worden sein, Anschläge auf Einrichtungen und Vertreter des Staates zu verüben. Zudem sollen in dem Lager Anschläge auf Luxushotels – ähnlich dem Terrorangriff auf Mumbai im Jahr 2008 – geplant worden sein.

Bashir, in eine weiße Robe gekleidet und mit weißer Kappe auf dem Kopf, nutzte das Gericht als Bühne. „Das Verfahren ist ein Kampf zwischen den Verteidigern des Islam und den Verteidigern des Bösen“, erklärte er; den Schuldspruch nannte er ein „Urteil von Freunden des Teufels“.

Es ist der dritte Versuch, den Prediger auf Dauer hinter Gitter zu bringen. Er hat im Jahr 2003 mehr als zwei Jahre wegen einer angeblichen Beteiligung an den Anschlägen auf Bali im Jahr 2002 in Haft verbracht; das Urteil wurde nach seiner Entlassung im Jahr 2006 jedoch wieder aufgehoben. Andere Anklagen wegen Terrorismus konnten vor Gericht nicht aufrechterhalten werden. Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Regierung in Jakarta dafür, sie gehe aus Angst sehr zurückhaltend gegen Bashir vor.

Zudem hat Präsident Susilo Bambang Yudhoyono mit der Ernennung von Timur Pradopo zum nationalen Polizeichef eine heftige Kontroverse ausgelöst. Pradopo werden enge Kontakte zur Führung der „Islamischen Verteidigerfront“ (FPI) nachgesagt, deren Anhänger an schweren Angriffen auf Christen und Vertreter anderer Minderheiten beteiligt gewesen sein sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2011)

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