Sarrazin von Türken wie "geprügelter Hund" verjagt

Sarrazin Tuerken gepruegelter Hund
Sarrazin Tuerken gepruegelter Hund
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Einst rechnete Thilo Sarrazin mit dem Integrationsverhalten von Ausländern in Deutschland ab. Jetzt bekam er die Rechnung präsentiert: Er wurde aus einem Türken-dominierten Berliner Bezirk gejagt.

Mit seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" sorgte der ehemalige Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin vor nicht ganz einem Jahr für Furore. Darin kritisierte er die angeblich misslungene Integrationspolitik in Deutschland und erntete dafür arges Missfallen. Nun wagte sich Sarrazin nach Berlin-Kreuzberg -einem Bezirk mit einem Ausländeranteil von rund 30 Prozent. Er wollte eine "sachliche Annäherung" mit den Anwohnern versuchen, berichtete Sarrazin in der aktuellen Ausgabe von "Welt am Sonntag".

"Ich hatte in den zehn Monaten seit Erscheinen meines Buches niemals das Gefühl gehabt, auf der Straße besonderen Anfeindungen ausgesetzt zu sein", schrieb Sarrazin in dem Artikel. Nun hätte sich das Blatt gewendet: Kaum auf dem sogenannten Türkenmarkt angekommen, habe ihn ein "Schreihals", ein "zorniger Mann von etwa 50 Jahren" angebrüllt. Von der Debatte angezogen, bildete sich rasch eine Menschentraube, die ihn als "Rassist" und "Nazis raus" beschimpfte. Von solchen Rufen begleitet, verließen Sarrazin und das Fernsehteam den Markt.

Unter Beifall "davongeschlichen"

Der nächste Versuch missglückte ebenfalls: Aus dem türkischen Restaurant "Hasir" wurde Sarrazin hinauskomplimentiert. Der Restaurant-Manager meinte: "Eigentlich sind Türken sehr gastfreundlich, aber ich glaube, ich kann Sie nicht bedienen." Der Grund waren Proteste von Passanten und Restaurantgästen. "Als wir das Lokal verließen, kam Beifall auf, und unter Beschimpfungen aus der Menge schlichen wir wie die geprügelten Hunde davon", kommentierte Sarrazin den Vorfall.

Auch in einem alevitischen Gemeindezentrum war Sarrazin nicht willkommen. Vor dem Eingang schallten ihm "Hau ab"- und "Nazis raus"-Rufe entgegen. Einige Vertreter der Aleviten hätten sich später in einem offenen Brief von dem Vorfall distanziert.

Sarrazin: "Ich wurde hinausgemobbt"

Sarrazin gab sich nach der Aktion mit dem ZDF-Team verbittert: "Ein verdienter ehemaliger Senator, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, außer ein Buch mit unwillkommenen Zahlen und deren Analysen zu schreiben, wird aus einem zentralen Berliner Stadtteil, der nach eigenem Selbstverständnis die Speerspitze der Integration in Deutschland darstellt, förmlich herausgemobbt."

Sein Resümee: "Wehe uns, wenn, wie viele hoffen, Kreuzberger Zustände die Werkstatt des künftigen Deutschland sind."

(Red.)

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