Putins "Volksfront" übt Wahlfälschung im Zeltlager

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Putins "Volksfront": Training für den Machterhalt(c) AP (Misha Japaridze)
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Putin setzt auf die Anhänger seiner "Volksfront". Sie sollen für ihn den Wahlsieg erkämpfen. Dafür üben Jungaktivisten in einem Zeltlager die Kunst der Schmutzkampagne und der Wahlfälschung.

Im März kommenden Jahres steht in Russland die Präsidentschaftswahl an. Um Premierminister Wladimir Putin den Wahlsieg zu verschaffen, sammeln sich schon jetzt in ganz Russland Jungaktivisten. Unter dem Banner der "Allrussischen Volksfront" - ein Wahlverein, der Putin den Machterhalt sichern soll -, trainieren sie in Zeltlagern diverse Wahlkampftechniken. Auch werden die Jungaktivisten in der Kunst der Schmutzkampagne und der Wahlfälschung unterrichtet, berichtete "Spiegel Online" am Donnerstag.

"Ich bin bereit zu gebären"

In ganz Russland versammelt die Führung in den Sommermonaten "Putin-Aktivisten": Rund 20.000 sind es  nordwestlich von Moskau, am Seliger See. In der Stadt Lipezk, 400 Kilometer südöstlich von Moskau, sind es mehr als 1500 junge Kaderaktivisten der "Allrussischen Volksfront".

Der Tag der jungen Frauen und Männer beginnt dabei zeitig: Gleich nach Sonnenaufgang ziehen sie in Zweierreihen über den Zeltplatz. Während die Männer T-Shirts mit dem Konterfei des Regierungschefs tragen, haben die Frauen Aufkleber mit dem Bekenntnis "Ich bin bereit zu gebären" auf ihrer Kleidung befestigt. Vorneweg marschiert ein Mann mit einem Megafon, der abwechselnd die Parolen "Russland, Russland" und "Wir sind glücklich" vorgibt.

Schmutzkampagnen und Stimmenkauf

Es folgt eine Unterweisung in "Konterpropaganda". Deren Konzept erklärte Wladislaw Artjomow, ein Kader der Putin-Jugend "Junge Garde": "Rechtfertigt euch nie, zieht die Argumente eurer Gegner besser ins Absurde. Wenn die Kommunisten marschieren, dann werft doch mal Geldscheine in die Menge. Was werden das für Fotos sein, wenn die Kommunisten auf dem Boden nach Geld suchen."

Am Nachmittag kommt es zu einer Wahlsimulation. "Es ist unfassbar. Schon jetzt laufen hier Leute herum und versuchen, Stimmen aufzukaufen“, berichtete ein Teilnehmer.

"Airbag" für eine schwächelnde Partei

Für Putins Partei, "Einiges Russland" stellt die "''Volksfront' eine Art Airbag" dar, erklärte Alexej Muchin, Direktor des Moskauer Zentrums für politische Information. Laut Umfragen der Stiftung für gesellschaftliche Meinung ist die Zustimmung der Bürger für die Staatspartei seit Mai 2009 um 13 auf 43 Prozent gesunken, zu wenig für deren absoluten Machtanspruch. "Jetzt soll die 'Volksfront' die Illusion einer breiten Volksbewegung schaffen", so Muchin.

Um deren Unterstützung zu sichern, habe Putin 150 von 600 Kandidatenplätzen auf der Wahlliste von "Einiges Russland" den Mitgliedern der "Volksfront" versprochen. Bisher haben sich rund 500 Organisationen, Verbände und Großunternehmen der "Volksfront" angeschlossen. Die liberale Moskauer Tageszeitung "Wedomosti" enthüllte außerdem, dass der Gouverneur von Lipezk zehn Millionen Rubel, umgerechnet 250.000 Euro, aus dem Staatssäckel für das Polit-Camp springen ließ. Und das, obwohl eine solche Parteinahme der Verwaltung für eine politische Kraft untersagt ist.

Auch "Puh der Bär" in der "Volksfront"

Laut der Moskauer Tageszeitung "Kommersant" nehmen die Mitgliedszahlen der "Volksfront" massiv zu: In der Teilrepublik Baschkortostan im Ural sollen gleich mehrere Schulen die Aufnahme anstreben. Da sich auf der Web-Seite der Organisation aber jeder ohne Überprüfung seiner Daten registrieren kann,  nimmt Russland inzwischen leicht amüsiert zur Kenntnis, dass auch "Michelle Obama" sowie "Puh der Bär" in den Reihen der Frontkämpfer zu finden sind.

(hs)

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