Ukraine: Oppositionschefin Timoschenko in U-Haft

Ukraine: Timoschenko muss in U-Haft
Ukraine: Timoschenko muss in U-Haft (c) REUTERS (Gleb Garanich)
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Der ehemaligen Regierungschefin Julia Timoschenko wird Amtsmissbrauch vorgeworfen. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Russland nimmt sie in Schutz.

Die frühere ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko (50) ist in Haft. Ein Gericht in der Ukraine ließ die wegen Amtsmissbrauchs angeklagte Oppositionsführerin am Freitag in Untersuchungshaft nehmen. Die Staatsanwaltschaft habe dies nach mehreren Störversuchen Timoschenkos während des Prozesses beantragt, meldete die Agentur Interfax aus dem Gerichtssaal. Vor gut einer Woche hatte das Gericht die Untersuchungshaft noch abgelehnt.

"Verräterisches" Gasabkommen

Als Zeuge belastete Regierungschef Nikolai Asarow in dem Prozess Timoschenko schwer. Seine Vorgängerin habe 2009 mit Russland ein "verräterisches" Gasabkommen geschlossen, das für die Ukraine "völlig unvorteilhaft" sei. Die in dem Abkommen vorgesehene Preiserhöhung habe das Land beinahe in den Bankrott getrieben. Bei einer Verurteilung drohen ihr zwischen sieben und zehn Jahren Gefängnis.

Der Prozess gegen die Fünfzig-Jährige läuft seit Ende Juni. Kurz nach der neuen Entscheidung kam es zu Handgreiflichkeiten im Gerichtssaal. Die prowestliche Timoschenko wirft der Regierung eine politische Hetzjagd vor. Es gehe darum, die Gegner von Präsident Viktor Janukowitsch politisch kaltzustellen.

Laut Anklage soll die Ukraine während Timoschenkos Amtszeit unter anderem durch ein Gasgeschäft mit Russland Hunderte Millionen Euro verloren haben. Die Politikerin war nach der prowestlichen Orangenen Revolution von 2004 Regierungschefin geworden. Im Jahr 2010 verlor sie gegen Janukowitsch bei der Präsidentenwahl.

Janukowitsch: "Habe nichts damit zu tun"

Timoschenko hat nicht das erste Mal Ärger mit der Justiz. 1999 wurde sie Vizeregierungschefin unter Präsident Leonid Kutschma. Doch der ließ sie fallen, als sie 2001 wegen Schmuggels und Urkundenfälschung angeklagt wurde. Damals verbrachte sie mehr als vierzig Tage in Untersuchungshaft.

Indes hat der ukrainische Staatschef Viktor Janukowitsch eine Beteiligung an der Inhaftierung von Timoschenko abgestritten. Die Präsidenten-Aministration greife nicht in die Abläufe der Justiz ein, sagte Janukowitschs Sprecherin Darja Tschepak am Freitag der Agentur Interfax in Kiew. "Das ist von der Verfassung so vorgeschrieben."

Oppositionsführerin Timoschenko wirft Präsident Viktor Janukowitsch vor, seine Gegner politisch ausschalten zu wollen.

Russland nimmt Timoschenko in Schutz

Russland hat Timoschenko am Freitag-Nachmittag vor Vorwürfen des Amtsmissbrauchs in Schutz genommen.  "Alle 2009 vereinbarten Gasabkommen wurden in strikter Übereinstimmung mit der nationalen Gesetzgebung der beiden Staaten und internationalem Recht beschlossen", erklärte das Außenministerium in Moskau nach Angaben der Agentur Interfax. Zudem forderte die Behörde ein faires Verfahren.

(Ag.)

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