Somalia: Islamisten-Miliz verlässt Mogadischu

Somalia: Islamisten-Miliz verlässt Mogadischu
Somalia: Islamisten-Miliz verlässt MogadischuArchivbild: Al-Shabaab-Milizionär (c) Reuters (Feisal Omar)
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"Wir haben unsere Taktik geändert. Deshalb haben wir uns aus Mogadischu zurückgezogen", sagte ein Milizsprecher.

Die islamistische Al-Shabaab-Miliz in dem von Dürre und Hunger geplagten ostafrikanischen Bürgerkriegsland Somalia gibt ihre Positionen in der Hauptstadt Mogadischu auf. Der Rückzug sei "taktischer Natur", in anderen Teilen des Landes bleibe die Miliz präsent, sagte ein Sprecher am Samstag einem "Al-Shabaab"-Sender.

"Wir haben unsere Taktik geändert. Deshalb haben wir uns aus Mogadischu zurückgezogen", erklärte Sheikh Ali Mohamud Rage. Ein Regierungssprecher sagte dagegen, der Abzug der Rebellen sei ein "goldener Tag" für Somalia. Die international anerkannte Übergangsregierung von Präsident Sheikh Sharif Ahmed, einem abtrünnigen früheren Al-Shabaab-Führer, kontrollierte bisher nur Teile der Hauptstadt.

Mächtige Al-Shabaab-Miliz

Al-Shabaab-Miliz

Die Islamisten-Miliz hatte der Friedenstruppe der Afrikanischen Union AMISOM in Mogadischu Kämpfe geliefert. Al-Shabaab ("Die Jugend") kontrolliert große Teile Süd- und Zentral-Somalias und weitet nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen ihren Einflussbereich über Somalia hinaus aus.

Im benachbarten Kenia habe die Miliz Netzwerke zur Anwerbung neuer Mitglieder, zum Einsammeln von Geldern und zum Training aufgebaut, geht aus einem unveröffentlichten UNO-Bericht hervor. 2010 hatte sich Al-Shabaab zu dem Doppelanschlag in Uganda während der TV-Übertragung des Endspiels der Fußball-WM in Südafrika bekannt. Bei den Anschlägen am 11. Juli in Kampala auf einen Sportclub und ein äthiopisches Restaurant waren 76 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Miliz sprach von "Vergeltung" für Ugandas militärische Unterstützung der somalischen Übergangsregierung.



Al-Shabaab wurde im Jahr 1998 von Sheikh Hassan Dahir Aweys als Kampfeinheit innerhalb der sogenannten "Union islamischer Gerichte" gegründet. Diese hatte durch rigorose Anwendung der Scharia für etwas Ordnung gesorgt, nachdem sie eine von den USA unterstützte Warlord-Allianz geschlagen hatte

. Verschiedene Warlords hatten seit dem Sturz des Diktators General Mohammed Siad Barre 1991 Chaos und Anarchie verbreitet. Ein von Aweys verstoßener Gefolgsmann, Sheikh Sharif Sheikh Ahmed, vom Westen nunmehr als "moderater" Islamist eingestuft, ist derzeit Präsident der international anerkannten, aber faktisch nur auf dem Papier bestehenden somalischen Übergangsregierung. Die äthiopische Militärintervention 2006 bis 2009 führte zum Erstarken der Al-Shabaab, die es sich auf die Fahnen heftete, den Erbfeind in einem "Heiligen Krieg" aus dem Land zu vertreiben.

(Ag.)

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