Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik telefonierte während des Massakers am 22. Juli zwei Mal mit der Polizei. Diese gab nun die Niederschrift heraus.
Hätte man den Anschlag auf der Ferieninsel Utöya mit einem Gespräch verkürzen und einige der 69 Opfer retten können? Dieser und anderen Fragen geht das norwegische Parlament nun mit einer Sonderkommission auf den Grund.
Die norwegische Polizei hat am Donnerstag die Protokolle von zwei Anrufen veröffentlicht, die der Attentäter Anders Behring Breivik während des Massakers am 22. Juli mit der Notrufzentrale geführt hat. Der erste Anruf ging demnach um 18.01 Uhr ein. Breivik nannte sich der Niederschrift zufolge "Kommandant" und gab sich als "Mitglied der norwegischen anti-kommunistischen Widerstandsbewegung" aus.
Er fragte, ob die Polizei seine "Kapitulation" annehme. Die Antwort habe er nicht verstanden und darum um Rückruf gebeten. Als der nicht kam, mordete er weiter. Eine Verbindung mit der von Breivik verwendeten Nummer habe nicht hergestellt werden können, sagte Sissel Hammer, der Polizeichef des Bezirks Nordre Buskerud.
Zweiter Anruf ebenfalls unterbrochen
Um 18.26 Uhr ging ein weiterer Anruf bei einem benachbarten Polizeidistrikt ein. Hier behauptete Breivik, er habe das Attentat als Mitglied der europäischen Tempelritter ausgeführt. "Wir sind in der antikommunistischen und norwegischen Widerstandsbewegung organisiert, gegen die Islamisierung Europas und Norwegens", hieß es in der Niederschrift der Telefonate. Auch dieser Anruf wurde unterbrochen, nachdem Breivik verlangt hatte, mit Polizei-Spezialeinheiten verbunden zu werden.
Zeitlicher Ablauf
17.08 Uhr: Ankunft des Attentäters auf Utöya. 17.27 Uhr: Polizei wird alarmiert. 18.09 Uhr: Angehörige der Polizei-Eliteeinheit "Delta" kommen auf der Festlandseite an. 18.25 Uhr: Die Einsatzgruppe erreicht die Insel und sucht nach dem Täter. 18.27 Uhr: Breivik lässt sich mit erhobenen Händen festnehmen.
Der Anwalt des Attentäters hatte eine Veröffentlichung der Niederschriften gefordert. Nach seinen Angaben hatte Breivik zehnmal bei der Polizei angerufen, als er auf Utöya 69 Teilnehmer eines Jugendlagers erschoss. Er sei aber nur zweimal durchgekommen, weil das Mobilfunknetz überlastet gewesen sei.
An diesem Freitag beginnen dreitägige Trauerfeiern für die insgesamt 77 Opfer von Utöya und einer von Breivik in der Osloer Innenstadt gezündeten Bombe.
((APA/dpa/Red.))