Norwegen: "Gemeinsam gegen den Hass gewonnen"

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Wochenende der Erinnerung an die Anschläge. Bei einer nationalen Trauerfeier in Oslo kamen am Sonntag rund 6700 Menschen zusammen.

Vier Wochen nach den blutigen Anschlägen in Norwegen hat das Wochenende in dem Land im Zeichen der Erinnerung an die Bluttaten gestanden. Bei einer nationalen Trauerfeier in einem Konzertsaal in der Hauptstadt Oslo kamen am Sonntag rund 6700 Menschen zusammen.

"Gemeinsam haben wir gegen den Hass gewonnen", sagte Regierungschef Jens Stoltenberg bei seiner Ansprache im Spektrum-Konzertsaal. "Gemeinsam haben wir uns für Offenheit, Toleranz und Gemeinschaftssinn entschieden." Unter den Gästen waren Überlebende der Anschläge, Angehörige von Opfern, Vertreter der Rettungskräfte, norwegische Minister sowie Staats- und Regierungschefs aus allen skandinavischen Ländern. Auch Norwegens König Harald V. und Mitglieder der anderen skandinavischen Königshäuser nahmen an der Zeremonie teil und sprach sichtlich bewegt in der im Halbdunkel liegenden Halle zu den Menschen. "Als Vater, Großvater und Ehemann kann ich Ihren Schmerz nur erahnen. Als König dieses Landes fühle ich mit jedem von Ihnen", sagte der Monarch.

Namen aller Todesopfer verlesen

Während der Zeremonie haben Schauspieler die Namen aller 77 Todesopfer verlesen, außerdem sollten bekannte norwegische Musiker wie die Popgruppe A-ha auftreten. Durch die Veranstaltung führte die Künstlerin Haddy N'jie, deren Vater aus Gambia stammt und deren Mutter Norwegerin ist. Damit sollte der offene Charakter der norwegischen Gesellschaft symbolisiert werden - die der geständige Attentäter Anders Behring Breivik mit seinen Anschlägen bekämpfen wollte. Der 32-Jährige hatte am 22. Juli zunächst im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe detonieren lassen, die acht Menschen tötete. Später erschoss er auf der Insel Utöya 69 Teilnehmer eines Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei.

750 Menschen auf Utöya

Rund 750 Menschen - Überlebende des Massakers und ihre Verwandten und Freunde - begaben sich am Samstag nach Behördenangaben auf die rund 40 Kilometer von Oslo entfernte Insel Utöya. Wie auch am Vortag, als rund 500 Angehörige und Freunde der Todesopfer sich auf der Insel erstmals persönlich ein Bild vom Ort des Blutbads gemacht hatten, standen zahlreiche Ärzte, Psychologen und christliche wie muslimische Geistliche bereit, um den Besuchern zur Seite zu stehen. Für die Presse war die Insel gesperrt. Ministerpräsident Stoltenberg besuchte die Insel ebenfalls und kündigte laut dem Rundfunksender NRK an, bei dem Jugendlager im kommenden Jahr eine Nacht auf der Insel verbringen zu wollen.

"Ich wollte nach Utöya zurückkehren, damit ich es anders in Erinnerung behalte als bei den Ereignissen vom 22. Juli, als da nichts war als Schreie, Panik und Leid", sagte der Überlebende Per Anders Langeröd nach dem Besuch dem Sender NRK. "Die Rückkehr hat mir besser getan, als ich gedacht hätte", fügte der 22-Jährige hinzu, der sich während des Angriffs zunächst zwischen Felsen versteckt hatte und dann in den See gesprungen war. "Es war besonders wichtig für mich zu sehen, wo meine Freunde, die gestorben sind, ihre letzten Augenblicke verbracht haben."

Das letzte der 77 Opfer war am Donnerstag beerdigt worden. Der geständige Attentäter muss weitere vier Wochen bis zum 19. September in Einzelhaft bleiben. Danach entscheidet das Gericht neu.

(APA/Red.)

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