Syrien: Arabische Liga will Blutvergießen stoppen

Nabil al-Arabi, Chef der arabischen Liga.
Nabil al-Arabi, Chef der arabischen Liga.(c) Reuters (Mohamed Abd El Ghany)
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Der Generalsekretär der Arabischen Liga wird in Damaskus erwartet. Auch in der Hauptstadt nehmen die Proteste gegen Präsident Assad zu.

Die Arabische Liga will in Syrien vermitteln und das Blutvergießen nach Möglichkeit stoppen. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, wurde noch am Sonntagabend in Damaskus erwartet, wo er im Namen der Organisation auf politische Reformen drängen will. Er soll dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad eine Initiative der Liga zur Lösung der innenpolitischen Krise übermitteln. Das berichteten arabische Fernsehsender nach einer Sitzung der Außenminister der Liga am Sonntag in Kairo. Das Kommuniqué sagte nichts über den Inhalt der Initiative, berichtete Al-Jazeera.

Auch in der Hauptstadt Damaskus nehmen die Proteste gegen Assad mittlerweile zu. Aktivisten der syrischen Opposition beschlossen, angesichts der Gewalt durch den Sicherheitsapparat selbst zu den Waffen zu greifen. "Um gegen dieses Monster anzukommen, braucht es Waffen, da inzwischen klar ist, dass die Welt den syrischen Aufstand nur mit Reden unterstützt", sagte am Sonntag Mohammad Rahhal, Anführer des Revolutionsrates der Koordinationskomitees Syriens, der in London erscheinenden Zeitung "Al-Sharq al-Awsat". In Kürze werde die Revolution "sehr gewalttätig".

Nach UN-Schätzungen sind seit März etwa 2200 Menschen bei den Protesten im Land ums Leben gekommen, davon mehr als 350 seit Anfang August.

Auch Russland will vermitteln

Am Montag will auch der stellvertretende russische Außenminister Michail Bodganow nach Damaskus fliegen. Er soll die Appelle der internationalen Gemeinschaft an die syrische Führung vorbringen, um ein sofortiges Ende des Blutvergießens zu erreichen. Russland gilt als enger Verbündeter Syriens und hat bisher scharfe Resolutionen des Weltsicherheitsrats abgeblockt.

Zuletzt hatte Moskau im höchsten UN-Gremium einen eigenen Resolutionsentwurf unterbreitet, der im Gegensatz zum Entwurf der USA und der europäischen Länder keine Sanktionen gegen das Regime von Präsident Assad beinhaltet. Die russische Agentur Itar-Tass schrieb am Samstag unter Berufung auf diplomatische Quellen, dass der Alternativentwurf aus Moskau sich auf einen Aufruf zum Dialog und zu schnelleren Reformen in Syrien konzentriere.

Kampf um Moschee in Damaskus

Am Wochenende hatten die Unruhen auch die syrische Hauptstadt erfasst. Am Samstagmorgen stürmten Regierungstruppen mit Waffengewalt eine Moschee in einem Vorort von Damaskus. Dabei sei mindestens ein Mensch getötet worden.

Die Auseinandersetzung rund um die Moschee dauerten am Sonntag nach Berichten von Aktivisten an. Der Sender Al-Arabiya berichtete von schwerem Geschützfeuer in mehreren Stadtteilen von Damaskus. In der nahe gelegenen Stadt Sekba stießen Regierungskräfte mit etwa 4000 Demonstranten zusammen.

Schüsse auf Deserteure

In einem Vorort der Hauptstadt haben sich unterdessen syrische Soldaten nach Augenzeugenberichten Schusswechsel mit meuternden Soldaten geliefert. Dutzende Soldaten hätten sich geweigert, auf Demonstranten zu schießen und seien in der Nacht zu Sonntag in den Stadtteil Al-Ghuta geflohen, berichteten Einwohner. Dort seien sie dann von loyalen Soldaten angegriffen worden.

Es sind die ersten Berichte über Deserteure in der Hauptstadt seit Beginn der Unruhen vor fast sechs Monaten. Am Vortag hatte es im Vorort Harasta eine Großdemonstration gegen Präsident Bashar al-Assad gegeben.

Die syrische Führung hat stets bestritten, dass es Deserteure in der Armee gibt. Eine Bestätigung ist nicht möglich, da die Regierung unabhängige Journalisten des Landes verwiesen hat. Nach Darstellung der Opposition wächst die Zahl der Befehlsverweigerer unter den einfachen Soldaten. Diese gehören vor allem der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit an, leisten aber meistens unter einem aus der Gruppe der Alawiten stammenden Offizier Dienst. Diese werden faktisch von Assads Bruder Maher kontrolliert.

Eine Gruppe, die sich Freie Offiziere nennt, und angibt für die Deserteure zu sprechen, erklärte im Internet, in Harasta sei es zu Absetzbewegungen großen Ausmaßes gekommen. Sicherheitskräfte und Assad-treue Milizen hätten die Deserteure verfolgt. Ein für die Verfolgung verantwortlicher Oberst des Luftwaffengeheimdienstes sei im benachbarten Stadtteil Sakba getötet worden.

(APA)

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