Libyen: "Die Gaddafi-Anhänger haben so viele Waffen"

Rückschlag für die Truppen des Übergangsrates bei den Kämpfen um Sirte und Bani Walid.
Rückschlag für die Truppen des Übergangsrates bei den Kämpfen um Sirte und Bani Walid.(c) EPA (GUILLEM VALLE)
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Nach unerwartet heftigem Widerstand müssen sich die Truppen des Übergangsrates aus den Gaddafi-Hochburgen Sirte und Bani Walid zurückziehen.

Die Truppen des libyschen Übergangsrats sind bei ihrem Vormarsch auf die verbliebenen Gaddafi-Hochburgen Sirte und Bani Walid auf unerwartet heftigen Widerstand gestoßen. Wie ein Korrespondent des arabischen Senders Al Jazeera in der Nacht auf Samstag berichtete, mussten sich die Kämpfer zunächst aus den Zentren beider Städte zurückziehen. Nun soll es einen erneuten Vorstoß geben.

In Sirte, der Geburtsstadt des untergetauchten Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi, hatten sich Truppen des alten Regimes und Kämpfer des Nationalen Übergangsrats am Freitag heftige Gefechte geliefert. Von Hochhäusern und auch Moscheen aus hätten Gaddafi-treue Scharfschützen die vorrückenden Einheiten unter Feuer genommen, berichtete Al Jazeera.

Auch in Bani Walid rund 150 Kilometer südöstlich von Tripolis kam es zu schweren Kämpfen. "Die Gaddafi-Anhänger haben so viele Waffen", sagte ein 28 Jahre alter NTC-Kämpfer gegenüber Al Jazeera. "Dieser Kampf ist wirklich verrückt.

Gaddafi-Sprecher: Schwere Vorwürfe gegen Nato

Ein Sprecher Gaddafis erhob am Samstag schwere Vorwürfe gegen die Nato: Bei Luftangriffen des westlichen Militärbündnisses auf Sirte seien Wohnhäuser getroffen und 354 Menschen getötet worden, sagte Mussa Ibrahim in einem Telefongespräch der Nachrichtenagentur Reuters.

Insgesamt seien durch das Nato-Bombardement Sirtes binnen 17 Tagen mehr als 2000 Menschen ums Leben gekommen. Gaddafis Anhänger seien ausreichend bewaffnet und in der Lage, den Kampf monatelang fortzusetzen. Gaddafi selbst halte sich in Libyen auf und habe im Kampf gegen die von den Aufständischen gebildete Übergangsregierung das Oberkommando, sagte der Sprecher.

UNO lockert Sanktionen gegen Libyen

Unterdessen hat der UN-Sicherheitsrat die gegen Libyen verhängten Sanktionen gelockert. Das Gremium beschloss in New York auch einstimmig die Entsendung einer UN-Mission. Der libysche Übergangsrat hatte zuvor bereits offiziell den Sitz des nordafrikanischen Landes bei den Vereinten Nationen zugesprochen bekommen.

Die Strafmaßnahmen gegen den libyschen Öl- und Bankensektor wurden weitgehend aufgehoben. Die Milliardensummen, die wegen des gewaltsamen Vorgehens Gaddafis gegen die damaligen Oppositionsbewegung im Februar und März eingefroren worden waren, sollen "so schnell wie möglich" dem libyschen Volk zur Verfügung gestellt werden. Die Resolution sieht auch eine UN-Mission vor, die dem Übergangsrat in Tripolis bei der Organisation von Wahlen und der Ausarbeitung einer neuen Verfassung zu Seite stehen soll.

Die von Großbritannien eingebrachte Resolution erlaubt auch Waffenlieferungen und technische Unterstützung für die Übergangsregierung. Die Flugverbotszone soll dagegen zunächst bestehen bleiben, ebenso wie die Sanktionen gegen Gaddafi und seine Getreuen.

(Ag.)

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