Pipelines in den Westen: Europa im Griff Russlands

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Österreichs Gasversorgung ist zu 78 Prozent von russischen Gaslieferungen abhängig. 1,08 Milliarden Kubikmeter kommen aus dem höchst zuverlässigen Lieferland Norwegen.

Im Brüsseler Europa-Viertel, in der Rue de Mot, befindet sich die Generaldirektion Transport & Energie der EU-Kommission. Hinter den Mauern des unspektakulären Bürobaus versuchen die Eurokraten dem Wirrwarr der unterschiedlichen nationalen Ansätze der Energiepolitik – Frankreich setzt voll auf Atomstrom, Dänemark auf Windenergie, Österreich auf Wasserkraft – eine strategische Richtung zu geben. Um die Energieabhängigkeit Europas im Zaum zu halten, haben sie die Parole ausgegeben: Kein einzelnes Energie-Export-Land soll einem Energie-Import-Land mehr als dreißig Prozent der eingeführten Öl- oder Gasmengen liefern. Das würde sonst im Fall einer Krise im Lieferland kritisch für das Einfuhrland werden.

Denn von den 6,77 Milliarden Kubikmeter Gas, die jedes Jahr in Österreich verbraucht werden, kommen 5,25 Milliarden Kubikmeter aus der russischen Föderation, nur 1,08 Milliarden Kubikmeter kommen aus dem höchst zuverlässigen Lieferland Norwegen.

Die North-Stream-Pipeline, die russisches Gas auf dem Meeresgrund der Ostsee direkt nach Deutschland bringen soll, geht im Oktober 2011 in Betrieb, 2012 ist das Projekt abgeschlossen (siehe Grafik). Durch das Projekt kamen Polen und Weißrussland unter Druck: Denn bisher gab es keine Alternative, als das Gas über das Territorium beider Länder via Minsk und Posen (Poznań) nach Berlin zu liefern.

Kaspische Träume

Seit dem Gasstreit in den Wintern 2008 und 2009, als die Gaslieferungen durch die Ukraine wegen eines Gaskonflikts zwischen Moskau und Kiew gestoppt wurden, versuchen die Länder der EU, ihre Abhängigkeit von Russland zu verringern: darum das Buhlen um die Länder des Kaspischen Beckens sowie Zentralasiens und der geplante Bau der Nabucco-Pipeline.

bericht Zu nabucco Seite 21

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2011)

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