Gaddafi soll 200 Milliarden Dollar gehortet haben

Gaddafi soll Dollar gehortet
Gaddafi soll Dollar gehortetBernat Armangue
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Der Ex-Diktator soll doppelt soviel Geld beiseite geschafft haben, wie bisher vermutet. In Libyen wird am Sonntag die "vollständige Befreiung ausgerufen."

Für Aufsehen sorgte zwei Tage nach dem Tod von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi die Nachricht, dass er angeblich ein Vermögen in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar (144 Milliarden Euro) beiseite geschafft hat. Dies sei doppelt soviel, wie westliche Regierungen bisher angenommen hätten, meldete die "Washington Post" am Samstag unter Berufung auf hochrangige libysche Offizielle. Der Umfang der angehäuften Besitztümer in allen Teilen der Welt in Form von Bargeld, Bankkonten, Immobilien, Goldreserven und Investments sei unfassbar.

In Libyen soll an diesem Sonntag nun auch offiziell eine neue Ära beginnen. Nach dem Tod Gadaffis will der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Jalil, mit einem Tag Verspätung in Benghazi die vollständige Befreiung des Landes verkünden. Zuvor wurde noch der Streit um die Leiche des Ex-Diktators beigelegt. Auch Libyens Nachbarland Algerien zieht einen Schlussstrich und weist Gaddafis zweite Ehefrau Safia sowie mehrere Familienangehörige in einen nicht näher bezeichneten arabischen Golfstaat aus.

"Wiederaufbau unmögliche Mission"

Der Regierungschef des Nationalen Übergangsrates in Libyen, Mahmoud Jibril, hat sich skeptisch über den anstehenden Wiederaufbau des Landes geäußert. Dies werde "keine einfache Aufgabe" sein, es sei eher eine "unmögliche Mission", sagte Jibril am Samstag beim Weltwirtschaftsforum in Jordanien. Nun müssten in Libyen Stabilität und Ordnung wiederhergestellt werden, "was bedeutet, dass die Waffen in den Straßen eingesammelt werden müssen, das ist keine einfache Aktion". Zugleich zeigte sich Jibril "erleichtert" über den Tod Gaddafis.

Der bizarre Streit um den Leichnam des am Donnerstag getöteten Ex-Diktators scheint, ein Ende zu nehmen. Ursprünglich wollte der Nationalrat die Leiche an einem geheim gehaltenen Ort beisetzen, damit kein Wallfahrtsort entsteht. Dann forderte aber der Stamm Gaddafis die Herausgabe der Leichen des ehemaligen Machthabers sowie dessen Sohn Mutassim. Nun sollen beide Leichen an Angehörige übergeben werden. "Seine Familie kann entscheiden, wo und wann sie ihn begraben will", sagte Ahmed Jibril, ein Sprecher des Nationalrates am Samstagabend dem britischen Sender BBC. Nach islamischer Tradition werden Tote normalerweise binnen 24 Stunden beigesetzt.

Algerien weiß Gaddafis aus

Auch Libyens Nachbarland Algerien will einen Schlussstrich unter die Gaddafi-Ära ziehen. Wie die algerische Tageszeitung "Shoruk" berichtete, hat die Regierung eine Ausweisung von Gaddafis zweiter Ehefrau Safia sowie mehrerer Familienmitglieder angeordnet. Safia war Ende August gemeinsam mit der Tochter Aisha, dem Sohn Hannibal sowie Mohammed, einem Sohn aus Gaddafis erster Ehe, nach Algerien geflüchtet. Zu dem Tross gehörten auch weitere Angehörige; insgesamt mehr als 30 Personen.

Gaddafi ist nach einem "Spiegel"-Bericht offenbar mit deutscher Geheimdiensthilfe aufgespürt worden. Seit Wochen schon sei dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) der genaue Aufenthaltsort Gaddafis in dessen Heimatstadt Sirte am Mittelmeer bekannt gewesen, schreibt das Nachrichtenmagazin. Aus Sicherheitskreisen heiße es jedoch, es seien keine Geo-Daten mitgeteilt worden, die zu einem gezielten Angriff auf Gaddafi hätten führen können. Der BND verfüge traditionell über ein dichtes Quellennetz im Nahen Osten und habe genau gewusst, wo sich Gaddafi vor den Rebellen versteckt gehalten habe, heißt es in dem "Spiegel"-Bericht.

Der Chef des Übergangsrates, Jalil, will am Sonntag eine feierliche Erklärung zur vollständigen Befreiung des Landes auf dem Hauptplatz in Benghazi abgeben. Nach der Feier soll binnen 30 Tagen eine provisorische Regierung gebildet werden. Diese soll dann bis Juni 2012 Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung vorbereiten. Dieses Gremium wiederum soll eine Verfassung ausarbeiten, auf deren Grundlage dann innerhalb eines Jahres ein Parlament und ein Präsident gewählt werden.

(APA)

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