Vertraute: Berlusconi unmittelbar vor Rücktritt

Vertraute: Berlusconi unmittelbar vor Rücktritt
Vertraute: Berlusconi unmittelbar vor Rücktritt (c) EPA (Christophe Karaba)
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Bis zum Abgang des italienischen Premier sei es nur "eine Frage von Stunden", sagt der frühere Minister und jetzige Journalist Ferrara. Berlusconi dementiert.

Die Spekulationen um einen bevorstehenden Rücktritt des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi mehren sich. Laut Giuliano Ferrara, Ex-Minister und Chefredakteur des Berlusconi-Blattes "Il Fatto", könnte Berlusconi noch am Montag zurücktreten. "Es ist eine Frage von Stunden, einige sagen sogar: von Minuten", erklärte Ferrara, der als enger Vertrauter Berlusconis gilt.

Ähnlich äußerte sich der stellvertretende Chefredakteur der Berlusconi-eigenen Tageszeitung "Libero", Franco Bechis: Der Premier werde spätestens Dienstagvormittag abtreten.

Berlusconi dementiert

Berlusconi dementierte die Berichte. Am Dienstag sei in der Abgeordnetenkammer eine Budgetabstimmung vorgesehen, danach werde er sich im Parlament einer Vertrauensabstimmung über die Sparmaßnahmen unterziehen, erklärte er. "Ich will denjenigen ins Gesicht sehen, die mich verraten wollen", sagte der Premier. Der Regierungschef habe "keine Rücktrittsabsichten", betonte auch Fabrizio Cicchitto, Fraktionschef der Berlusconi-Partei "Volk der Freiheit" (PdL - Popolo della libertá).

Um seine Absichten zu untermauern, berief der Regierungschef am Montag ein Gipfeltreffen mit mehreren Ministern und Parlamentariern seiner Koalition ein. "Wir arbeiten weiter im Dienst des Landes", kommentierte der Minister für die Umsetzung des Regierungsprogramms, Gianfranco Rotondi und zeigte sich optimistisch. "Wir werden auch diesmal die Mehrheit im Parlament bewahren", versicherte der Minister. So habe der Premier mehrere "Rebellen" um ein Treffen gebeten.

Auch die mit Berlusconi verbündete rechtspopulistische Regierungspartei Lega Nord berät über die politische Krise in Rom. Parteichef Umberto Bossi berief Montagnachmittag ein Gipfeltreffen mit den Spitzenvertretern seiner Gruppierung in Mailand ein.

Keine Mehrheit mehr im Parlament?

Indes schließt jedoch sogar Staatssekretär Gianni Letta, Berlusconis engster Vertrauensmann, einen Sturz der Regierung nicht mehr aus. In Rom wird seit Tagen über eine Allparteienregierung spekuliert, die sich um die Umsetzung des Sparprogramms bis Ende der Legislaturperiode 2013 befassen müsste.

Insgesamt 20 Berlusconi-Parlamentarier haben nach Medienangaben dem Premier bereits den Rücken gekehrt. Sie wollen angeblich eine eigene Fraktion im Parlament bilden, hieß es. PdL-Fraktionschef Cicchitto bestritt, dass sich die Mehrheit des Premiers im Parlament aufgelöst habe. "Wir erleben eine schwierige politische Phase, in unserer Partei herrscht jedoch nicht Verzweiflung, wie einige Medien berichten", kommentierte Cicchitto.

Innenminister Roberto Maroni sagte dagegen, dass die Mitte-rechts-Regierung im Parlament über keine Mehrheit mehr verfüge. "Es gibt keine Mehrheit mehr, es hat keinen Sinn mehr, weiterzumachen", sagte die "Nummer zwei" der Regierungspartei Lega Nord am Sonntagabend.

(Ag./Red.)

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