IAEA: Iran entwickelt Atomwaffen

Die IAEA berichtet von Atomwaffen-Aktivitäten des Iran
Die IAEA berichtet von Atomwaffen-Aktivitäten des Iran(c) EPA (Mehr News Agency)
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Die Wiener Atomenergiebehörde legte ihre neuesten Erkenntnisse zu Irans Nuklearprogramm vor. An dessen militärischer Ausrichtung gibt es offenbar keine Zweifel mehr.

[Jerusalem/Wien/kna/red] Der Iran hat es immer bestritten, doch für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien gibt es keinen Zweifel mehr: Teheran strebt nach Atomwaffen. Dies ist die zentrale Botschaft des brandaktuellen Iran-Berichts der IAEA, der Dienstagabend den 35 Mitgliedern des Gouverneursrates übergeben wurde: Zumindest bis 2010 habe der Iran an der Konstruktion von Nuklearwaffen gearbeitet.

Man habe eine Reihe von Hinweisen auf Aktivitäten, die „spezifisch für Nuklearwaffen" seien. Einige dieser Aktivitäten könnten noch im Gange sein. So habe der Iran etwa bereits einige Komponenten getestet und sogar am Design von Atomwaffen gearbeitet.

Der Bericht, der der „Presse" vorliegt, und in dessen Annex die IAEA Details zu den „militärischen Dimensionen" des iranischen Nuklearprogramms auflistet, hat im Vergleich zu früheren Berichten eine neue Qualität. Bisher hatte es stets geheißen, man könne nicht ausschließen, dass es auch ein militärisches Programm gebe. Mittlerweile scheint man auszuschließen, dass es nicht so ist.

Während Russland den Bericht in einer ersten Reaktion als „schädlich für eine diplomatische Lösung" bezeichnete und der IAEA vorwarf, damit die Spannungen zu erhöhen, übten sich die USA und Israel zunächst demonstrativ in Zurückhaltung: Man wolle den Bericht erst in Ruhe studieren, hieß es aus Washington und Jerusalem unisono.
Dafür war die israelische Debatte im Vorfeld der Veröffentlichung umso hitziger.

Verteidigungsminister Ehud Barak hat noch am Dienstag gesagt, der - zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offiziell übermittelte Bericht sei vielleicht die letzte Gelegenheit, die Staatengemeinschaft gegen den Iran zusammenzuschweißen. Jetzt sei die Zeit für „tödliche Sanktionen". Die jüngsten Berichte über einen möglichen Präventivschlag kommentierte der Verteidigungsminister abdämpfend. Ein Krieg sei „kein Picknick", sagte er. „Wir wollen keinen Krieg."

Angst vor Irans Gegenschlag

Laut Berichten der Zeitung „Haaretz" verweigerte Israels Premier Benjamin Netanjahu den USA Garantien dafür, militärische Schritte vorab mit dem Weißen Haus abzustimmen. „US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat kein klares Versprechen bekommen", schreibt „Haaretz". Gegenüber amerikanischen Fernsehreportern zeigte sich Ex-US-Außenministerin Condoleezza Rice überzeugt davon, dass Israel einen Atomstaat Iran nicht zulassen werde. „Ich hege keinen Zweifel daran, dass sich die Israelis verteidigen werden", sagte Rice.

Für „immer wahrscheinlicher" hält auch Friedens-Nobelpreisträger und Staatspräsident Schimon Peres einen Angriff „Israels und anderer Staaten". Berichten des „Guardian" zufolge, lieferten die USA heuer 50 Bunkerbrecher-Bomben an Israel. Wahrscheinlich ist, dass Israels Kampf-Piloten den Angriff gegebenenfalls über Saudi-Arabien fliegen würden, was Absprachen mit Riad voraussetzt.

Israel müsste zudem mit Gegenschlägen rechnen: „Wir bereiten uns auf unbequeme Situationen vor", sagte Barak, wobei er die kursierenden Szenarien von Zigtausenden Toten von sich wies. „Es wird keine 50.000 Toten und keine 5000, nicht einmal 500 Todesopfer geben", sagte Barak. Militär-Experten rechnen damit, dass Irans Luftwaffe „mehrere Straßenzüge in Tel Aviv" auslöschen könnte.

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