Der türkische Präsident soll in Wien ein Mittagessen abgesagt haben, weil daran auch der israelische Verteidigungsminister Barak teilnahm. Die israelische Delegation soll daraufhin die Konferenz vor Güls Rede verlassen haben.
Die derzeit in Wien stattfindende und hochrangig besetzte "World Policy Conference" sorgt offenbar nicht in allen Fällen für bessere Verständigung: Der türkische Präsident Abdullah Gül ließ am Freitag seine Teilnahme an einem von Bundespräsident Heinz Fischer gegebenen Mittagessen kurzfristig ausfallen. Der Grund laut türkischen und israelischen Medienberichten vom Samstag: Auch der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak nahm an dem Essen teil. Gül soll deshalb auch ein Gruppenfoto verweigert haben.
Barak wiederum revanchiert sich den Medienberichten zufolge, indem er mit der israelischen Delegation die Konferenz verließ, bevor Gül dort sprach.
Stadtspaziergang und Moschee-Besuch
Die israelische Tageszeitung "Haaretz" berichtet auf ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf das Büro Güls, dort habe man die Teilnehmerliste trotz vorheriger Anfragen erst am Donnerstagabend erhalten. Daraufhin habe Gül entschieden, das Essen ausfallen zu lassen. Laut dem Chefredakteur der Zeitung "Zaman" Österreich, Seyit Arslan, spazierte Gül stattdessen durch die Wiener Innenstadt und nahm am Freitagsgebet in der Atib Mosche in Favoriten teil.
Die Beziehungen der Türkei zu Israel sind seit längerer Zeit äußerst angespannt: Ankara fordert eine Entschuldigung für den Tod von neun türkischen Aktivisten bei der Erstürmung der Gaza-Hilfsflotte durch israelische Soldaten im Mai 2010. Weil sich die israelische Regierung weigert, wies Ankara Anfang September den israelischen Botschafter aus.
(APA)