Deutschland: Wirbel um Privatkredit von Präsident Wulff

Deutschland: Wirbel um Privatkredit von Präsident Wulff
Deutschland: Wirbel um Privatkredit von Präsident Wulff(c) dapd (Clemens Bilan)
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Es geht um 500.000 Euro: Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff steht im Verdacht, als niedersächsischer Ministerpräsident den Landtag in Hannover getäuscht zu haben – vier Monate vor seiner Wahl zum Präsidenten.

Den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff scheint eine Affäre aus seiner Vergangenheit einzuholen. Ihm wird vorgeworfen, im Jahr 2010 einen Privatkredit in der Höhe einer halben Million Euro von der Gattin eines befreundeten Unternehmers bekommen zu haben. Als Wulff, damals Ministerpräsident Niedersachsens, im Landtag darauf angesprochen wurde, machte er zu dem Darlehen keine Angaben. Das berichtete die "Bild"-Zeitung am Dienstag. Das Präsidialamt wies die Vorwürfe zurück.

Business-Class statt Economy

Die Vorwürfe waren aufgekommen, da das Ehepaar Wulff seinen Weihnachtsurlaub 2009 in der Florida-Villa des Unternehmers Egon Geerkens aus Osnabrück verbracht hatte. Damit nicht genug: Der Flug in die Staaten brachte Wulff zudem die sogenannte "Air-Berlin-Affäre" ein - Wulff und seine Frau Bettina ließen sich nämlich von der Fluggesellschaft kostenlos von der Economy- in die Business-Class hochstufen.

Die Grünen-Landtagsfraktion fragte Wulff nach seiner Rückkehr, ob er zu Geerkens oder dem damaligen Air-Berlin-Chef Joachim Hunold geschäftliche Beziehungen unterhalten habe. Ein scheinbar naheliegender Verdacht, denn Geerkens war bei Wulffs erster Hochzeit dessen Trauzeuge. Daraufhin ließ Wulff laut "Bild" ausrichten: "Zwischen Ministerpräsident Wulff und den in der Anfrage genannten Personen und Gesellschaften hat es in den letzten zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben."

Damit sei die Anfrage "wahrheitsgemäß" beantwortet worden, betonte das Bundespräsidialamt am Dienstag. Immerhin hätten sich die Abgeordneten nach geschäftlichen Beziehungen erkundigt. Bei dem Kredit habe es sich um einen "privaten Darlehensvertrag" mit der Ehefrau des Unternehmers gehandelt.

Einfamilienhaus um 1.666 Euro Zinsen/Monat

Die Zeitung spricht dennoch vom Verdacht auf Täuschung des Landtags. Denn nach ihren Recherchen soll Wulff mit Geerkens Ehefrau im Oktober 2008 einen privaten Kreditvertrag über 500.000 Euro zu einem Zinssatz von 4 Prozent abgeschlossen haben. "Mit dem Geld kauften die Wulffs zum Preis von 415.000 Euro ein Einfamilienhaus und zahlten dafür per Dauerauftrag 1.666 Euro Zinsen im Monat", schrieb das Blatt weiter.

Wulff habe den privaten Kredit im Februar 2010 - wenige Tage nach der Parlamentsanfrage im Landtag und wenige Monate vor der Bundespräsidentenwahl - durch einen Kredit bei der BW Bank in Stuttgart abgelöst. Eigentlich wäre der Darlehensvertrag mit der Unternehmer-Gattin noch bis November 2013 gelaufen, schrieb die Zeitung.

(Ag./Red.)

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