Die Ära von Kim Jong-ils Sohn Kim Jong-un habe bereits begonnen, meinen Nordkorea-Experten.
Der Machtwechsel in Nordkorea nach dem Tod von Kim Jong-il ist nach Erkenntnissen südkoreanischer Experten "perfekt organisiert" worden. Die jüngsten Aufrufe der Staatsmedien an die Bevölkerung, dem Sohn des Verstorbenen die Treue zu halten, zeigten, dass die seit Jahren vorbereitete Erbfolge ohne Hindernisse ablaufe, erklärt der südkoreanische Experte Baek Seung-joo vom Seouler Institut für militärische Analysen.
Kim Jong-un werde in absehbarer Zeit sicher keine drastische Kursänderung vornehmen und eine strategische Allianz mit der Armee suchen. Das schließe aber nicht langfristig aus, dass es zu Machtkämpfen kommen könnte.
"Alle Verantwortlichen, die unter Kim Jong-il mitzureden hatten, haben sich offenkundig in den vergangenen 48 Stunden darauf verständigt, Kim Jong-un als neuen Führer zu unterstützen", meint Paik Hak-soon vom Sejong-Institut, einem renommierten "Think Tank" in Seoul: "Die Ära Kim Jong-un hat bereits begonnen". Die Nomenklatura stehe hinter dem neuen Machthaber, die Stabilität des Regimes sei gesichert. Angekündigte Gespräche mit den USA würden möglicherweise zu einer Entspannung führen, weil Nordkorea dringend ausländische Hilfe benötige, sagt Kim Tae-hyun, Professor an der Seouler Chung-Ang-Universität.
Südkoreanische Geheimdienstexperten hatten befürchtet, dass Seoul im Fall einer Implosion des nordkoreanischen Regimes außerstande wäre, die Probleme einer Wiedervereinigung zu bewältigen. Diese wären wesentlich schwerwiegender als in Deutschland 1990. Laut WikiLeaks-Enthüllungen sollen US-Diplomaten zu der Auffassung gelangt sein, China könnte letztlich ein wiedervereinigtes Korea akzeptieren, das den USA freundschaftlich verbunden wäre. Seit dem Untergang der Sowjetunion ist die Volksrepublik China der einzige Verbündete Pjöngjangs.
(Ag.)