Kims Söhne: Luxus und Rockkonzerte

Kim Jong-nam
Kim Jong-nam(c) AP
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Theoretisch hätten auch die beiden älteren Söhne Kim Jong-ils die Macht übernehmen können. Die hatten sich aber aus Sicht des Vaters disqualifiziert. Kim Jong-nam sorgte im Ausland immer wieder für Skandale

Wien. Er war nicht mit der Wahl einverstanden. Als 2009 klar wurde, dass Kim Jong-il seinen jüngsten Sohn, Kim Jong-un, zu seinem Nachfolger aufbauen würde, schien sein ältester Sohn, Kim Jong-nam, schockiert: „Persönlich bin ich gegen eine erbliche Nachfolgeregelung über drei Generationen hinweg“, ließ er im japanischen Fernsehsender pappig ausrichten. Und: „Wenn das so ist, müssen wir das wohl befolgen.“

Tatsächlich hat der 40-Jährige einiges zu bedauern. Das Enfant terrible der Familie sorgte im Ausland immer wieder für Skandale und dürfte sich so – bei der als sehr diskret bekannten Familie Kim – als Nachfolger seines Vaters disqualifiziert haben. Den größten Skandal löste Kim Jong-nam 2001 aus, als er auf einem Flugplatz in Tokio mit einem gefälschten Pass und zwei Frauen erwischt wurde. Sein Reiseziel: Das japanische Disneyland, wo er einfach „Spaß haben“ wollte. Danach zog es den übergewichtigen Koreaner in das chinesische Spielerparadies Macao, wo er bis zu seiner angeblichen Rückkehr nach Pjöngjang ein Luxusleben geführt haben soll. Auch Geldwäsche und Gaunereien wurden ihm nachgesagt.

Kim Jong-nams Mutter ist übrigens die nordkoreanische Filmdiva Sung Hae-rim. Der 40-Jährige ist damit nur der Halbbruder von Kim Jong-un und Kim Jong-chul, dem zweitgeborenen Sohn des Diktators. Beide stammen aus dessen dritter Ehe mit der japanischen Tänzerin Ko Yong-hui.

Ein Faible für Eric Clapton

Aber auch der zweite Sohn wurde als Nachfolger ausgeschlossen: Kim Jong-chul sei „zu weich und zu weiblich“, soll sein Vater gesagt haben. Der heute 30-Jährige ist ein großer Fan des britischen Sängers Eric Clapton. Um dessen Konzerte zu besuchen, reiste Kim Jong-chul immer wieder ins Ausland. Er lebt in Pjöngjang, wo er im Propagandaministerium tätig sein soll.

Vergangenen Monat schaffte es dafür Kim Han-sol, Sohn von Kim Jong-nam, in die Schlagzeilen. Er soll das United World College im bosnischen Mostar besuchen. Mit der Kim'schen Diskretion hat aber auch der blond gefärbte 16-Jährige nichts am Hut. Er postet nämlich fleißig auf Facebook. Zuletzt: „Ich werde dich so sehr vermissen“ unter das Foto eines Mädchens.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2011)

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