Gewalt gegen Frauen: Ägyptens Militär entschuldigt sich

Gewalt gegen Frauen aegyptens
Gewalt gegen Frauen aegyptens(c) EPA
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Ägyptische Soldaten haben weibliche Demonstranten geschlagen und gedemütigt. Der Militärrat verspricht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Nach der internationalen Kritik am brutalen Vorgehen der ägyptischen Sicherheitskräfte gegen Frauen hat sich der Oberste Militärrat für die Vorfälle entschuldigt. Die Armee werde die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, erklärte der Rat am Dienstagabend.

Sie sei "schockiert" über die Gewalt, hatte US-Außenministerin Hillary Clinton in ungewöhnlich kritischen Worten am Montag gesagt. Die "systematische Erniedrigung ägyptischer Frauen" bringe "Schande über den Staat" und sei "einem großen Volk nicht angemessen".

Am Dienstag demonstrierten in Kairo etwa 2000 Frauen gegen die Übergriffe.

YouTube-Video sorgte für Empörung

Für Empörung hatte zuletzt ein Video auf dem Internetportal YouTube gesorgt, in dem zu sehen ist, wie Soldaten eine verschleierte Frau schlagen, über den Boden schleifen und sie dabei bis auf den BH entblößen. General Adel Emara vom regierenden Militärrat versuchte am Montag, das Verhalten der Soldaten zu rechtfertigen. "Man muss sich die Umstände ansehen", erklärte er und sicherte eine Untersuchung zu.

Auf anderen Bildern in sozialen Netzwerken im Internet war beispielsweise zu sehen, wie ein Militärpolizist eine weinende ältere Frau mit einem Schlagstock bedroht. Die unabhängige Tageszeitung "Tahrir" veröffentlichte ein Foto, auf dem ein Soldat eine Frau an den Haaren zieht, während ein anderer über ihr einen Schlagstock hebt.

UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay verurteilte die "brutale Unterdrückung" der Demonstranten. Eine Gruppe kürzlich gewählter Abgeordneter der am 28. November begonnenen und in Etappen abgehaltenen Parlamentswahl forderte mit einer Sitzblockade vor dem Obersten Gerichtshof ein Ende der Gewalt gegen Demonstranten sowie eine Untersuchung.

Erneut gewaltsame Auseinandersetzungen

Sicherheitskräfte und Demonstranten lieferten sich am Dienstagmorgen erneut gewaltsame Auseinandersetzungen. Bei den Zusammenstößen auf dem Tahrir-Platz in Kairo wurden vier Menschen verletzt, wie ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums im Staatsfernsehen sagte. Ein Rettungskoordinator der Demonstranten sagte, vier Menschen seien getötet worden. Augenzeugen berichteten, bei den Auseinandersetzungen seien Steine geworfen worden und Schüsse gefallen. Im Verlauf des Vormittags beruhigte sich die Situation zunächst wieder.

Die Demonstranten fordern die Ablösung des vom Obersten Militärrat eingesetzten Ministerpräsidenten Kamal al-Ganzouri und die Machtübergabe an eine demokratisch legitimierte Zivilregierung. Seit Freitag wurden bei den Protesten nach jüngsten amtlichen Angaben mindestens 13 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt.

Zweite Etappe: Wahllokale wieder geöffnet

In neun ägyptischen Provinzen haben am Mittwoch unterdessen die Wahllokale für die Stichwahl der zweiten Etappe der Parlamentswahlen geöffnet. Allerdings war die Wahlbeteiligung in der Früh nach Angaben des staatlichen Fernsehens noch gering. Die Wahllokale bleiben bis Donnerstagabend geöffnet. Es handelt sich um die ersten Wahlen in Ägypten seit dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak im Februar.

Zur Stichwahl aufgerufen sind rund 18,7 Millionen wahlberechtigte Ägypter in neun Provinzen. Sie können ihre Stimme den Kandidaten von Parteilisten sowie Direktkandidaten geben. Die Stichwahl ist notwendig geworden, weil im ersten Wahlgang nahezu kein Kandidat mehr als die Hälfte der Stimmen erhalten hatte.

Nach bisherigen Zwischenergebnissen aus der ersten und zweiten Wahlrunde liegen die Islamisten in Führung. Sie könnten künftig das Parlament mit seinen 498 Abgeordneten dominieren. Die Parlamentswahlen sollen nach einer dritten Runde in weiteren Provinzen am 11. Jänner enden. Dann soll eine neue Verfassung geschrieben werden. Ende Juni sollen die Ägypter ihren Präsidenten wählen.

(Ag.)

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