Nordkorea: Militär akzeptiert "großen Nachfolger"

Nordkorea Militaer akzeptiert grossen
Nordkorea Militaer akzeptiert grossen(c) Reuters
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Die Generäle wollen sich einem Informanten zufolge nach dem Tod Kim Jong-ils an der Staatsführung von Sohn Kim Jong-un beteiligen.

Nordkoreas Militär erkennt den Sohn des verstorbenen Diktators Kim Jong-il offenbar als neuen Machthaber an. An der Staatsführung des noch jungen Kim Jong-un würden sich die Generäle aber beteiligen, sagte eine Person mit engen Verbindungen zu den Regierungen Nordkoreas und Chinas am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters. Auch Kim Jong-un betonte am Mittwoch seinen Machtanspruch. Das berichteten südkoreanische Medien am Mittwoch unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul.

Der Herrschersohn werde sich die Macht aber mit seinem Onkel, Sicherheitschef Chang Sung-taek, teilen müssen. Ein Putsch sei sehr unwahrscheinlich, sagte der Informant. Er halte auch einen weiteren Atomtest in naher Zukunft nicht für wahrscheinlich. In den Jahren 2006 und 2009 hatte das verarmte und isolierte Land die Weltgemeinschaft mit zwei Atomtests schockiert. Bis heute ist unklar, ob das Militär im Besitz einer einsatzfähigen Kernwaffe ist.

Kontrolle über die Volksarmee

Noch vor der Verbreitung der offiziellen Todesnachricht soll Kim Jong-un seinen ersten Befehl an die mächtigen Streitkräfte des atomar gerüsteten Landes erteilt haben. Demnach müssen alle militärischen Einheiten die laufenden Wintermanöver verlassen und in die Stützpunkte zurückkehren. Der Befehl sei ein konkretes Beispiel dafür, dass er die Kontrolle über die Volksarmee ausübe, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen Informanten in Seoul.

Alle Einheiten wurden auf Anweisung Kim Jong-uns aufgerufen, den Tod von Kim zu betrauern, berichtete der südkoreanische Rundfunksender KBS. Die nordkoreanischen Staatsmedien verwendeten zudem erstmals die Bezeichnung "angesehener Kim Jong-un". Mit dieser Bezeichnung werde die Legitimität der Machtnachfolge betont.

Zuvor hatte der Tod von Diktator Kim Jong-il am Samstag  in der Region für Unruhe gesorgt. Manche Experten befürchteten ein Machtvakuum, andere orteten einen "perfekt organisierten" Machtwechsel. Kim Jong-un war von seinem Vater in den letzten Jahren als künftiger Herrscher aufgebaut worden. Nach Kim Jong-ils Tod wurde er zum "großen Nachfolger" ausgerufen.

Bei der organisierten Massentrauer in Pjöngjang pilgerten am Mittwoch weiter Millionen von Nordkoreanern zu Plätzen, auf denen Traueraltäre und Porträts mit dem Samstag gestorbenen Kim Jong-il aufgestellt worden waren. Das Staatsbegräbnis für Kim soll am 28. Dezember sein. Südkorea will keine eigene Beileidsdelegation entsenden.

(Ag./Red.)

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