Nordkorea trifft die letzten Vorbereitungen für die Beisetzung von Kim Jong-il. In Tschechien sorgt ein Kondolenzbrief für Wirbel: Demnach habe der Diktator eine "aufopfernde Arbeit fürs Wohl des koreanischen Volkes" geleistet.
Die Staatstrauer in Nordkorea um den verstorbenen Machthaber Kim Jong-il nimmt neue Dimensionen an. Nachdem die nordkoreanische Propaganda in der Vorwoche von Naturwundern wie blauen Blitzen und Leuchtschriften über Bergen berichtete, ist nun die Tierwelt an der Reihe. Ein weißer Vogel, "größer als eine Taube", habe den Schnee von den Schultern einer Statue Kims gewischt. Das sagte eine angebliche Augenzeugin dem Sender Radio Pjöngjang laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap.
Der Parteizeitung "Rodong Sinmun" zufolge trauerten auch die Eulen um Kim Jong-il. Sie sollen durch ein geöffnetes Fenster in einen eigens eingerichteten Gedenkraum in einem Bergwerk geflogen sein. Die dort trauernden Arbeiter seien gerührt gewesen, hieß es in dem Bericht.
Wirbel um "heldenhaften Kampf"
Für Aufsehen sorgte unterdessen in Tschechien die Kondolenz, die die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSCM) im Namen ihres Chefs Vojtech Filip nach Nordkorea geschickt hat. In dem Beileidsschreiben der Parlamentspartei ist über seine "aufopfernde Arbeit fürs Wohl des koreanischen Volkes und über "heldenhaften Kampf" der nordkoreanischen kommunistischen Partei "für die Verteidigung des Sozialismus" die Rede, berichteten tschechische Zeitungen am Dienstag.
Der tschechische Justizminister Jiri Pospisil forderte die Justizorgane und die Polizei auf, zu überprüfen, ob die KSCM und Filip nicht gesetzwidrig gehandelt hätten, wenn sie Sympathien zu einer Bewegung zum Ausdruck gebracht hätten, die Menschenrechte und Freiheiten unterdrücke. Laut dem tschechischen Strafgesetzbuch kann man ein derartiges Delikt mit einer Haftstrafe bis zu drei Jahren ahnden. Filip wies die Vorwürfe zurück. Tschechien habe mit Nordkorea übliche diplomatische Beziehungen.
Trauerzeit neigt sich dem Ende zu
Nordkorea hat sich am Dienstag auf die Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Militärmachthaber Kim Jong-il vorbereitet. Beobachter im benachbarten Südkorea erwarten, dass das Regime in Nordkorea Hunderttausende Menschen für das letzte Geleit mobilisieren wird. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Bevölkerung zur Unterstützung des Sohns und erwählten Nachfolgers, Kim Jong-un, aufgerufen werde.
Die Zeremonie werde wohl im wesentlichen ablaufen wie im Juli 1994, als Kims Vater beigesetzt wurde, sagte der Politologe Paik Hak-soon vom privaten Sejong-Institut. Damals wurde unter anderem der Sarg mit dem Leichnam Kim Il-sungs in einem Autokorso durch die Straßen von Pjöngjang gefahren. Die staatlich ausgerufene Trauerzeit für Kim Jong-il soll am Donnerstag mit landesweiten Gedenkfeiern zu Ende gehen. Ausländische Trauergäste sind zur Beisetzungsfeier nicht zugelassen.
Nach offizieller Darstellung war Kim am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Sein Leichnam wurde nach seinem Tod in einem Glassarg in der Kumsusan-Gedächtnishalle in Pjöngjang aufgebahrt, wo auch die einbalsamierte Leiche seines Vaters öffentlich ausgestellt liegt.
(Ag./Red.)