Kim Jong-il: Kondolierte Fischer zu Tod von Diktator?

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Bundespräsident, Außenministerium und die SPÖ St. Pölten sollen ihr Beileid ausgedrückt haben. Alle drei dementieren das aber in dieser Form.

Im Zusammenhang mit dem Diktatoren-Tod im kommunistischen Nordkorea sorgt jetzt Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer für Aufsehen: Fischer habe sein „aufrichtiges Beileid“ über den Tod des „Führers Kim Jong-il“ ausgedrückt, verlautbarte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag.

Die Präsidentschaftskanzlei dementierte aber umgehend, dass Fischer kondolierte. Vielmehr habe eine "Mitarbeiterin" anlässlich eines Besuches in der nordkoreanischen Botschaft in Wien "persönlich kondoliert", sagte Sprecher Bruno Aigner. In der Präsidentschaftskanzlei legt man Wert auf die Feststellung, dass das Vorgehen mit anderen EU-Staaten abgestimmt wurde.

Der BZÖ-Abgeordnete Stefan Petzner sagte in einer Stellungnahme, er könne das Dementi Fischers "nicht glauben", unter anderem "aufgrund seiner langjährigen Beziehung zu Nordkorea".

Und noch an anderer Stelle scheint Österreich auf: Laut KCNA sollen auch „ausländische Institutionen“, unter anderem die SPÖ St. Pölten und das österreichische Außenministerium, ihr „aufrichtiges Mitgefühl“ über den Tod von Kim Jong-il erklärt haben.

"Habe mich in das Kondolenzbuch eingetragen"

Das Außenamt versichert, man habe kein normales Kondolenzschreiben, sondern nur ein formloses Schreiben an das nordkoreanische Volk verschickt. Der aus St. Pölten stammende Nationalratsabgeordnete Anton Heinzl bestreitet hingegen im Namen der SPÖ St. Pölten, den Tod von Kim Jong-il betrauert zu haben: „Ich war als Privatperson in der nordkoreanischen Botschaft in Wien und habe mich in das Kondolenzbuch eingetragen“, erklärt Heinzl.

Doch nicht nur angebliche Beileidsbekundungen seitens Österreich lösten in den vergangenen Tagen einen Wirbel aus. Auch die Vereinten Nationen geraten in die Schlagzeilen - genauer gesagt ihre Flagge, berichtete "Discovery News". Diese hing am Mittwoch vor deren Hauptquartieren auf Halbmast - offiziell, um das Begräbnis des nordkoreanischen Führers Kim Jong-Il zu markieren. Eine übliche Praxis bei dem Tod von Staats- und Regierungschefs, wie Choi Soung-ah, eine Sprecherin der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon mitteilte.

Weniger offen begegnete die Nichtregierungsorganisation UN Watch diesem Verhalten: Dadurch "verschwimme" die zentrale Aufgabe der Organisation, nämlich die Menschenrechte zu wahren und zu verteidigen, verkündete die UN Watch via einer Aussendung. 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2011)

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