Die „Snowbirds“ im „Sunshine State“

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Die Zuzügler aus dem Norden der USA veränderten die Demografie Floridas. Bei Wahlen kommt den Rentnern entscheidende Bedeutung zu. Sowohl Romney als auch Gingrich werben um die Stimmen der Rentner.

Tampa. Im „Sunshine State“ scheint an gut 350 Tagen im Jahr die Sonne, und in Sun City kurven die „Snowbirds“ Ende Jänner bei wohltemperierten 24 Grad in Golfwagen und passender Ausstattung durch die Straßen: in Polos, Bermudas und Tennisschuhen.

Karen Jones, 68 Jahre alt und hyperaktiv, ist vor acht Jahren von Alaska in die Rentnerkolonie nach Florida gezogen – ein größerer Kontrast ist nicht denkbar. Der „Zugvogel“ aus dem äußersten Norden genießt jeden Sonnentag: zwei Mal in der Woche Golf, zwei Mal Synchronschwimmen.

Für die Politik hat die Herausgeberin eines Seniorenblatts weniger übrig. Als jüngst Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain auf seiner Wahlkampftour für seinen einstigen Rivalen Mitt Romney in Sun City Station machte, zog er indes die Republikaner wie ein Magnet an. So viel Aufmerksamkeit wird den Pensionisten hier insbesondere in Wahljahren zuteil.

Der Tampa-Orlando-Korridor

Sowohl Romney als auch Newt Gingrich warben am Wochenende in der Luxusseniorenanlage The Villages nördlich von Orlando, deren blitzblanke Plaza an den spanischen Kolonialstil gemahnt, um die Stimmen der eher moderaten Rentner. Wie der 73-jährige Richard aus Michigan überwintern diese für ein paar Monate. Oder sie lassen sich ganz in der Wärme des Südens nieder wie Cora aus Ohio.

Ihr Zuzug veränderte die Demografie, er ließ die Population Floridas sprunghaft ansteigen – und somit auch die wahlstrategische Bedeutung eines Bundesstaats, dessen Pendel zuletzt für Barack Obama ausschlug.

Die Wahlen entscheiden sich im Korridor der Interstate 4, im Einzugsbereich der Achse Tampa – Orlando entlang der Autobahn. Im republikanerlastigen Sun City werden die Kandidaten bei Cora indes wenig Glück haben. Sie ist eingefleischte Demokratin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2012)

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