US-Wahlkampf: Das Duell um die Promi-Wahlhelfer

(c) AP (Matt Rourke)
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Newt Gingrich gewann Tea-Party-Favorit Herman Cain als Unterstützer. Er versteht es meisterhaft die Menge aufzustacheln. Als Kandidat des Establishments zog Mitt Romney aber reihenweise Politiker in sein Lager.

Tampa. Kitty gibt sich alle Mühe, die Meute aufzuputschen. „Leute, wacht auf. Wir können nicht noch einmal vier Jahre mit Obama überleben“, ruft die Lehrerin, die Vorsitzende des Gingrich-Unterstützerkomitees in Hillsborough County, in den mit blauen Vorhängen abgetrennten Flugzeughangar von Tampa. Die alterslose Blondine paraphrasiert ein berühmtes Zitat Ronald Reagans: „Was wir 2012 brauchen, ist ein neues Rendezvous mit dem Schicksal.“

Der Kandidat lässt derweil seine Anhänger wieder einmal auf sich warten. Vor der Primary in Florida absolvierte Gingrich im angemieteten Privatjet eine Blitztour durch den „Sunshine-State“ und eine Serie an TV-Interviews. Als „Pausenfüller“ schickte er indessen zwei Prominente mit hohem Unterhaltungswert auf die Bühne: Michael Reagan, den Adoptivsohn des Ex-Präsidenten, der dessen Schauspielgen geerbt hat; und Herman Cain, den begnadeten Selbstdarsteller, Ex-Kandidaten und Tea-Party-Favoriten.

Das Reagan-Erbe

„Es ist wie 1976, ein Duell der Reagan-Konservativen gegen die Rockefeller-Republikaner“, konstatiert Michael Reagan. Er betrachtet sich als Verwalter des Reagan-Erbes. Es wär ein schlechtes Omen für Gingrich: Damals verlor Ronald Reagan den Kampf um die Nominierung seiner Partei gegen Präsident Gerald Ford, den klassischen Vertreter eines moderaten Republikaners. Reagans große Stunde schlug vier Jahre später.

Es bedarf nicht viel, um die Menge aufzustacheln – und der Hobby-Prediger und Motivationsredner Herman Cain versteht sich meisterhaft darauf. Pathos strömt aus seinen Sätzen: „Meine Mission, meine Leidenschaft ist es, die Nation zu retten.“ Am Ende spricht er den Gingrich-Wählern Hoffnung zu: „Das Rennen ist nicht vorüber, es hat gerade angefangen. Engagiert euch, inspiriert andere.“

Dazu müsste er Sue Biggs nicht eigens auffordern. Dem Gingrich-Fan, einer pensionierten Lehrerin und Tea-Party-Anhängerin, trieft das Engagement aus allen Poren. Am Kopf trägt sie einen mit Wahlstickern übersäten Hut samt einem Plüsch-Elefanten, dem Wappentier der Republikaner.

Zwischen dem Gingrich-Camp und dem Romney-Lager ist das Duell um die Unterstützung gewichtiger Republikaner voll entbrannt. Am Ende seiner Präsidentschaftsambitionen gab Texas-Gouverneur Rick Perry eine Empfehlung für Gingrich ab. Auch Todd Palin sprach sich für ihn aus. Sarah Palin, die frühere Vizepräsidentschaftskandidatin, zögert ihre Unterstützungserklärung jedoch noch hinaus. Sie schwankt zwischen Gingrich und Rick Santorum.

Newt Gingrich wiederum setzt Santorum unter Druck, seine Kandidatur aufzugeben – unter der Prämisse, dass die Sympathisanten des erzkonservativen Santorum in sein Lager überlaufen würden.

Mitt Romney, der Kandidat des Establishments, ist seinem Kontrahenten nicht nur an Finanzen und Organisation überlegen, sondern auch an prominenten Wahlhelfern. Ex-Rivale Tim Pawlenty schlug sich rasch auf seine Seite. Seit ein paar Wochen tingelt auch John McCain, der Präsidentschaftskandidat von 2008, für den Frontrunner durch die Lande. Ihn motivierte weniger die persönliche Chemie mit Romney als die Abneigung gegen Gingrich. „Es spricht Bände, dass so wenige Abgeordnete für Gingrich Partei ergriffen haben“, merkte neulich Ex-Präsidentschaftskandidat Bob Dole an. Als „Speaker“ im Kongress hat Gingrich verbrannte Erde in den eigenen Reihen hinterlassen.

Kleinarbeit Romneys

Romney verbrachte dagegen Jahre damit, eine Organisation aufzubauen, ein Netzwerk zu knüpfen und Unterstützer zu sammeln. Mit Hilfe von Wahlkampfauftritten und Geldspenden köderte er Honoratioren bis hinunter auf Bezirksebene. Die Kleinarbeit machte sich bezahlt: Gouverneure wie der populäre Chris Christie aus New Jersey sind wichtige Stimmen in einem Wahlkampf, der hin und her wogt. Überdies lockt Romney mit etwaigen Kabinettsposten. Auch der Bush-Clan tendiert zum Ex-Gouverneur von Massachusetts, hat sich eine offizielle Unterstützung indes noch offengelassen.

Auf einen Blick

WahlhelferMitt Romney genießt die Unterstützung des Establishments. Seine Exrivalen John McCain und Tim Pawlenty sowie Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, sind seine prominentesten Wahlhelfer. Auch Jon Huntsman sprach sich für ihn aus. Newt Gingrich sicherte sich das Votum seiner Exkonkurrenten Herman Cain und Rick Perry – und zweier prominenter Namen: Michael Reagan und Todd Palin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2012)

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