Der republikanische Präsidentschaftskandidat sorgt sich mehr um die Mittelschicht, als um die sozial Schwächsten. Denn dieser leide am meisten unter der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Barack Obama.
Eine Äußerung über sozial schwache US-Bürger könnte Mitt Romney im Vorwahlkampf um die Präsidenschaftskandidatur der Republikaner Stimmen kosten. Der Multi-Millionär sagte am Mittwoch dem Fernsehsender "CNN ", er sorge sich nicht um die "sehr Armen" des Landes, sondern um die Mittelschicht. Denn anders als den sozial Schwachen stünde der Mittelschicht kein "Sicherheitsnetz" zur Verfügung.
"Ich bin um die sehr Armen nicht besorgt. Wir haben ein Sicherheitsnetz. Und wenn das repariert werden muss, werde ich es reparieren", sagte Romney. Er ergänzte: "Ich bin besorgt um das Herz von Amerika - die 90 bis 95 Prozent der Amerikaner, die derzeit kämpfen müssen."
Gingrich: "Interessiere mich für alle" Seine Aussagen brachten Romney Kritik von seinem schärfsten Widersacher um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, Newt Gingrich, ein. "Ich habe genug von Politikern beider Parteien, die zwischen Amerikanern unterscheiden." Er wolle der Präsident aller US-Bürger sein. Und fügte hinzu: "Ich interessiere mich für alle Amerikaner."
Romney versuchte, seine Äußerungen zu relativieren. Auch er sorge sich "natürlich um alle Amerikaner", sagte er vor Journalisten. Er wolle sein Augenmerk aber vorrangig auf Familien mit mittlerem Einkommen legen, da diese seiner Ansicht nach am meisten unter der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Barack Obama leiden.
Der Multimillionär, Familienmensch und Ex-Geschäftsmann Mitt Romney wäre als erster Mormone ins Weiße Haus eingezogen. Zumindest 2012 wird daraus aber nichts. Ein Porträt. (c) AP (Alan Diaz) Romney folgte bisher immer den Fußstapfen seines großen Vorbilds, Vaters George Romney - ob als Wirtschaftsmanager, Gouverneur oder Bewerber um das höchste Staatsamt. Bei letzterem Unterfangen ist Mitt aber schon jetzt mit der Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten erfolgreicher als sein Vater - George Romney hatte seine Bewerbung 1968 noch vor der ersten Vorwahl zurückgezogen. (c) REUTERS (BRIAN SNYDER) Aber der Reihe nach: Mitt Romney wird am 12. März 1947 in Detroit, Michigan, geboren, wo sein Vater später Gouverneur wird. (c) AP (Anonymous) An der elitären Cranbrook School lernt Romney seine spätere Frau Ann kennen. Doch danach zieht es ihn in die Ferne - zunächst an die Stanford-Universität an der Westküste. Gescheitelt und adrett in Anzug und Schlips zählt er hier zu einer Minderheit. In der Uni-Kontroverse um den Vientnam-Krieg hält Romney Solidaritätsaktionen mit den US-Truppen in Indochina ab – und interessiert sich ansonsten mehr für das Footballteam und seine Freundin Ann im fernen Michigan. (c) REUTERS (� Handout . / Reuters) 1968 zieht Mitt dann als Mormonen-Missionar durch Frankreich, während sein Vater seine Pro-Vietnamkrieg-Haltung revidiert und dafür in seiner eigenen Partei durch Sonne und Mond geschossen wird. Dabei war George Romney als Favorit gegen Richard Nixon in den republikanischen Präsidentschaftswahlkampf gestartet. Unter diesem Eindruck wandelt sich auch Mitt zum Kriegsgegner. Nach einem schweren Autounfall in Südfrankreich, wo ihn ein Arzt schon für tot erklärte, kehrt Mitt Romney verwandelt und ernster in die USA zurück. Er heiratet, macht an der Harvard-Universität einen Doppelabschluss in Jus und Wirtschaft und beginnt, Verantwortung zu übernehmen – in der Mormonen-Kirche als Bischof und in der Geschäftswelt. Als Finanzinvestor der Firma "Bain Capital" macht der Republikaner ein Vermögen in dreistelliger Millionenhöhe. Das riskante Jobangebot bei Bain Capital hatte er durch eine Rückzugsoption bei der Exfirma abgesichert. Mitt Romney - ein Zahlenmensch und Analytiker. (c) EPA (MICHAEL REYNOLDS) Politisch fasst Romney im Jahr 1994 Fuß, als er versucht, gegen Edward Kennedy in den US-Senat gewählt zu werden. Romney verliert, schafft aber immerhin mit 41 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis eines Republikaners gegen Kennedy. (c) AP (C.J. GUNTHER) Dem Harvard-Absolventen gelingt es dann, die skandalträchtigen Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City aus dem Korruptionssumpf zu einem profitablen Erfolg zu führen. (c) REUTERS (YIORGOS KARAHALIS) Im selben Jahr wird Romney zum 70. Gouverneur Massachusetts gewählt. Seine Wahl erregt Aufsehen, da der Staat als einer der liberalsten in den USA gilt und demokratische Kandidaten dort üblicherweise klare Vorsprünge vor ihren republikanischen Mitbewerbern erzielen. (c) AP (Charles Dharapak) Am 24. Dezember 2005 kündigt Romney an, sich nicht der Wiederwahl als Gouverneur zu stellen. Am 13. Februar 2007 erklärt er warum: Er lässt sich offiziell als Kandidat für das Präsidentenamt aufstellen und sammelt in der Folge rund 44 Millionen US-Dollar an Spendengeldern - deutlich mehr als seine Konkurrenten. Dennoch muss er McCain den Vortritt lassen. Vier Jahre später übersteht Romney die Vorwahlen. (c) AP (Jessica Reilly) Für und gegen Romney spricht seine Unternehmer-Vergangenheit. Die Amerikaner bescheinigen dem 65-Jährigen zwar deutlich mehr Wirtschaftskompetenz als dem Amtsinhaber. Aber seine Vergangenheit bei "Bain Capital" bietet auchAngriffsflächen: Die Demokraten werfen Romney vor, bei Firmenkäufen und -verkäufen zahlreiche Jobs vernichtet und Unternehmen in den Ruin getrieben zu haben, um selbst mithilfe "befreundeter" Investmentbanken und deren Bewertungen an der Börse Geld zu scheffeln. (c) AP (Charles Dharapak) Romney macht zudem sein Ruf als politischer Wendehals zu schaffen: Als Gouverneur von Massachusetts trat er etwa für das Recht auf Abtreibung ein, inzwischen verteufelt er sie. Vom Fürsprecher für die Rechte Homosexueller wandelt er sich zum scharfen Gegner der Homo-Ehe. Und obwohl er in Massachusetts selbst ein ähnliches Gesundheitssystem installiert hat, zieht er gegen Obamas Gesundheitsreform von Leder. Im US-Vorwahlkampf nannte ihn Konkurrent Newt Gingrich dann auch ein "politisches Chamäleon". (c) AP (Charles Dharapak) Ein Plus bringt Romney aber sein Privatleben: Er kann mit seiner Frau Ann, fünf erfolgreichen Söhnen und sechzehn Enkelkindern eine heile Welt präsentieren - für einen Konservativen in den USA ist das ein großer Vorteil. Trotzdem wurde der Familienmensch Romney nicht, wie erhofft, der 45. US-Präsident. (c) AP (Charles Dharapak) ''Polit-Chamäleon'' ist gescheitert (APA/Red.)
Lesen Sie mehr zu diesen Themen: