Die Liste der Vorwürfe gegen den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff wurde immer länger und führte am 17. Februar 2012 zu seinem Rücktritt. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Vorwürfe.
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Wulff verschwieg 2009 einen Kredit, den er für sein Privathaus aufgenommen hatte, bei der Antwort auf eine Anfrage im niedersächsischen Landtag. Dabei war er nach Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens gefragt worden, die geliehenen 500.000 Euro kamen aber von dessen Ehefrau Edith. Kurz nach der Anfrage löste er den Kredit im Februar 2010 durch ein besonders zinsgünstiges Darlehen der Stuttgarter BW-Bank ab. Dieses wiederum wandelte er in einen ab Januar 2012 laufenden normalen Kredit um.
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Anfang Januar wurde bekannt, dass Wulff in einem Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann im Dezember gegen den bevorstehenden Zeitungsbericht über den Privatkredit intervenierte. Wulff erreichte nur Diekmanns Mailbox und sprach der Aufzeichnung zufolge auch von "Krieg führen". Für das Telefonat entschuldigte sich der Präsident später öffentlich. Ebenfalls wurde bekannt, dass Wulff bereits vor Monaten versucht hatte, einen Bericht über seine Familie und das zerrüttete Verhältnis zu einer seiner Schwestern in der "Welt am Sonntag" zu verhindern.
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Wulffs Anwälte räumten ein, Wulff habe drei Mal einen Privaturlaub in Häusern des Ehepaars Geerkens verbracht. 2008 und 2009 waren die Wulffs demnach außerdem bei Unternehmerfreunden in Italien und auf Norderney zu Gast. 2010 mieteten sie zudem eine Villa des befreundeten Unternehmers Carsten Maschmeyer auf Mallorca an. Einem "Bild"-Bericht zufolge gibt es zudem Ungereimtheiten über einen USA-Urlaub der Wulff vom April 2007. Dabei geht es um eine Umbuchung von der Economy Class in die teurere Business-Class. Wulff soll sich zudem im Herbst 2007 einen zweiten Hotel-Aufenthalt auf Sylt vom Filmunternehmer David Groenewold bezahlen haben lassen.
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Die Staatsanwälte prüfen, ob sie wegen des Leasing-Vertrages für Wulffs privaten Audi ein Ermittlungsverfahren einleiten sollen. Anlass sind Berichte, denen zufolge es dabei Sonderkonditionen gegeben haben soll. Einen weiteren Bericht, nach dem ein Berliner Autohaus den Wulffs im Sommer 2011 einen Audi Q 3 sogar kostenlos zur Verfügung stellte, dementierte Wulffs Anwalt Gernot Lehr. Er erwirkte im Auftrag von Wulffs Frau Bettina beim Landgericht Köln zudem eine einstweilige Verfügung, mit der zwei Zeitungen aus Frankfurt und Berlin untersagt wurde, die Behauptung weiter zu verbreiten.
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Laut "Bild" wurden Anzeigen, mit denen im Herbst 2007 während des Landtagswahlkampfs für das Wulff-Buch "Besser die Wahrheit" geworben wurde, von Maschmeyer bezahlt. Einem Bericht von "Spiegel Online" zufolge zahlte zudem der mit Wulff befreundete Filmproduzent David Groenewold dem Autor eines Buches über Wulff gut 10.000 Euro Honorar.
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Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker wird vorgeworfen, über die niedersächsische Staatskanzlei die Veranstaltungsreihe "Nord-Süd-Dialog" des Event-Veranstalters Manfred Schmidt gefördert zu haben. Weil er dafür möglicherweise Gegenleistungen erhielt - etwa in Form kostenloser Urlaubsreisen - wird gegen Glaeseker wegen Bestechlichkeit ermittelt. Einem Bericht des Magazins "Stern" zufolge wusste das Präsidialamt seit 2010 von den Vorwürfen gegen Glaeseker.
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Wulffs Sohn soll von einem Autohändler ein Bobby-Car zum Geburtstag geschenkt bekommen haben, für das sich der Präsident in einem Schreiben mit Briefkopf seins Amtes bedankte. In dem Brief kündigte Wulff an, er werde den Händler auf die Gästeliste für sein Sommerfest setzen. Außerdem soll Bettina Wulff von einem Luxus-Modehersteller kostenlos Kleider zur Verfügung gestellt bekommen haben, was Wulffs Anwälten zufolge aber in der Steuererklärung berücksichtigt wurde.
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Wulff soll laut "Spiegel" außerdem als niedersächsischer Ministerpräsident beim VW-Konzern einen Skoda zu "Aufsichtsratskonditionen" geleast haben. Als damaliger VW-Aufsichtsrat habe er nur ein Prozent vom Neuwagenpreis als monatliche Leasinggebühr zahlen müssen – normalerweise sind es 1,5 Prozent. Nach dem niedersächsischen Ministergesetz dürfen Minister und der Ministerpräsident aber "keine Belohnungen und Geschenke in Bezug auf ihr Amt annehmen".
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Weiters sollen Wulff und seine Ehefrau Bettina vom 31. Oktober bis 3. November 2007 im "Hotel Stadt Hamburg" auf Sylt geurlaubt haben. Der Preis für die Suite habe 258 Euro pro Nacht betragen. Gebucht und bezahlt habe der mit Wulff befreundete Filmunternehmer David Groenewold. Am 16. Jänner 2012, habe Groenewold in dem Hotel angerufen und die Hotelangestellten zu Stillschweigen über den Vorgang gebeten.
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Die bisher letzte Affäre um Wulff kam am 25. Juni auf. Ungeachtet des üblichen Verfahrens habe der Politiker in seiner Amtszeit als Bundespräsident ein Preisgeld von 10.000 Euro nicht gestiftet, sondern auf sein Privatkonto eingezahlt, vermeldet der „Spiegel“. Demnach soll die Staatsanwaltschaft Hannover bei ihren Finanzermittlungen auf das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro gestoßen sein, das Wulff im Herbst 2011 bei der Auszeichnung mit dem Leo-Baeck-Preis vom Zentralrat der Juden erhalten hatte.
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Die Vorwürfe gegen Christian Wulff
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