Norwegen: Medienrummel um Massenmörder Breivik

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Breivik nutzte den öffentlichenTermin für eine bizarre Erklärung seines Anschlags: Er sei ein „militanter Widerstandskämpfer“, die Aktion sei „notwendig“ gewesen, um das „norwegische Urvolk“ zu schützen.

Kopenhagen/Oslo/Gam. Als Anders Behring Breivik den Gerichtssaal betritt, klicken die Auslöser der Kameras und die TV-Anstalten filmen. Mit verlegenem Grinsen blickt der norwegische Massenmörder in die Menge und hebt die gefesselten Hände zu etwas, das seine Verteidiger später einen „rechtsextremen Gruß“ nennen.

Der Mann, der beim Massaker auf Utøya und der Bombe in Oslos Regierungsviertel am 22.Juli des Vorjahrs 77 Menschen tötete und 158 verletzte, verlangt seine „sofortige Freilassung“, weil er in „Notwehr“ gehandelt habe. In den Zuhörerbänken, in denen zahlreiche Überlebende und Hinterbliebene der Opfer Platz genommen haben, ertönt darauf bitteres Gelächter.

Erstmals war bei dem Hafttermin in Oslo, bei dem es eigentlich nur um die Verlängerung der Untersuchungshaft ging, das Fotoverbot aufgehoben, und der Angeklagte nutzte die Propagandachance. Mühsam fischte er ein Manuskript aus der Jackentasche, in dem er begründet hat, warum er zwar den Tatbestand seiner Terrorhandlungen gesteht, nicht aber eine Strafschuld, und bat um „eine Minute“ für eine Erklärung. Richterin Wenche Gjeltsen, deren Unbefangenheit er zuvor infrage gestellt hatte, gewährte sie ihm.

Er habe einen „Präventivschlag“ geführt, um „ethnische Säuberung“ und eine „muslimische Machtübernahme“ zu verhindern, sagte der Mann, der in seinem zu stramm sitzenden dunklen Anzug und dem streng gescheitelten Haar eher einem Versicherungsschwindler glich als Norwegens brutalstem Massenmörder.

„Schutz von Norwegens Urvolk“

Er sei ein „militanter Widerstandskämpfer“, die Aktion sei „notwendig“ gewesen, um das „norwegische Urvolk“ zu schützen. Das Militär solle ihn für das „Kriegskreuz mit drei Schwertern“ vorschlagen, den höchsten Orden für Soldaten im Kriegseinsatz, fuhr er fort, ehe ihm die Richterin das Wort entzog.

Wenig später fällte sie ihr Verdikt, das keinen überraschte: Breivik bleibt bis zum Prozessbeginn am 16. April in Untersuchungshaft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2012)

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